2023 – Ich bin dann (auch) mal weg…..

Bon Camino lieber Besucher. Hier erzähl ich euch von meinen Erlebnissen als Pilger auf dem Camino Frances. Schon seit langem ist es mein Wunsch auf dem Jakobsweg zu wandern.

Allerdings hatte ich nie die Zeit es zu tun. Jetzt allerdings gab es die Möglichkeit für 6 – 8 Wochen dies zu tun. Bereits meine Frau und eine unserer Töchter sind schon auf dem Camino gepilgert. Jetzt ist es an mir dies auch zu tun. Nachfolgend habe ich in einer Art Tagebuch versucht meine Eindrücke und Erlebnisse hier für Euch ein wenig zu dokumentieren.

Tag 19 / Samstag 2 September

Heimreise und Wie geht es weiter…

Der letzte Tag startet genau so wie der letzte geendet hat. Ich bin immer noch im Bus von Burgos nach Bayonne. Allerdings ist die Busfahrt für mich in einer gewissen Art amüsant. Ich sitze direkt hinter dem Fahrer und bekomme somit alles ziemlich gut mit. Entgegen der Ankündigung von FLixbus ist es kein blau / weißer Bus und es ist auch kein Grün / Weißer Bus sondern irgend etwas rötliches. Zudem scheinen die beiden Fahrer die Strecke nicht zu kennen, da sie sich gegenseitig mit Google Maps helfen. Einmal sind sie sogar durch eine rote Ampel gerauscht. Ein anderes Mal kamen sie nicht um die Kreuzung, da die Wegstrecke nicht für Busse geeignet war. Einmal wären sie fast in eine auf 5.5t begrenzte Straße gefahren. An einer Autobahn Mautstelle mussten sie wieder rückwärts rausfahren da ihr Maut Transponder in der gewählten Spur nicht unterstützt wurde. Am Ende meiner Mitfahrt musste noch ein anderer Fahrgast Ihnen erklären wo der Busbahnhof in Bayonne ist. Mit all diesen Ereignissen und der Anfangsverspätung kam ich dann 1.5 Stunden verspätet in Bayonne an. Obwohl zu dieser frühen Stunde aber überhaupt kein Verkehr herrschte. Mich hat das nicht wirklich gestört, da ich ja genügend Zeit bis zu meiner Zug Weiterfahrt nach Paris hatte. Um 2:30 erreichte ich dann Bayonne und nach einem kleinen Fußmarsch von 15 Minuten war ich am Zug Bahnhof von Bayonne. Wie ich es mir gedacht hatte war der Bahnhof geschlossen und ich musste mir eine Wartemöglichkeit suchen. Vor allem eine mit Regenschutz da ein Gewitter sich durch heftige Blitze ankündigte. Zum Glück gab es direkt neben dem Bahnhofsgebäude einen kleinen Nahverkehrs Busbahnhof. Dort unter einem gläserne Wartehäuschen richtete ich es mir für die nächsten Stunden „gemütlich“ ein. Das Gewitter zog zum Glück an Bayonne vorbei und so bekam ich nur ein paar Regentropfen durch den heftigen Wind ab. Die Wartezeit war schon langweilig und immer wieder bin ich in einen kleinen Schlaf gefallen. Als um 6 Uhr das Bahnhofsgebäude endlich öffnete wechselte ich dorthin und döste weiter vor mich hin bis tatsächlich pünktlich mein TGV nach Paris auf Gleis B einrollte. Wieder pünktlich um 7:52 Uhr ging dann die Reise endlich weiter. Mit einer Spitzengeschwindigkeit von 319 km/h kam Paris schnell näher. Auch im Zug zeigte sich mein Schlafdefizit. Die Augen zu schließen war einfacher als sie offen zu halten. Dabei hätte ich fast vergessen mir das Metro Ticket im Barwagen zu kaufen. Dies hätte mich ganz schön Zeit und Nerven gekostet, da viele Franzosen in diesen Tagen aus ihrem Urlaub zurück kommen und der Bahnhof in Paris sehr stark frequentiert ist. Ein anstehen am Ticketautomat für die Metrofahrt vom Bahnhof Montparnasse zum Bahnhof Est hätte ganz schön lange gedauert. Nachdem ich auch die Wanderung durch die Metrotunnel und die Metrofahrt mit der Linie 4 endlich geschafft hatte konnte ich am Bahnhof Est endlich verschnaufen. Dort musste ich nur noch eine weitere Stunde ausharren bis ich wieder im pünktlichen TGV Richtung Stuttgart unterwegs war. Die Französische Bahn ist echt pünktlich.

Die Fahrt war ok bis Stuttgart. Ein wenig nervig durch unruhige Kids, aber das ist halt so. Die Mutter der Kids war mehr genervt als ich. Bin ich froh das unsere beiden Mädels so wunderbar waren. Aber das tagsüber Geplärre der Kids hat mich weniger belastet als sägende Bettnachbarn. Pünktlich sind wir in Stuttgart an Gleis 17 am Hauptbahnhof angekommen. Von da war es nur ein kurzer Spaziergang zum Gleis 4. Nach nur ein paar Minuten kam auch schon die S1 welche mich in kurzer Zeit nach Esslingen brachte. Am Bahnhof Esslingen musste ich wiederum nur ein kurzes Stück gehen und am Busbahnhof stand der Bus 119 bereit als würde er schon auf mir warten. Nach einer kurzen Busfahrt war ich dann zurück in Denkendorf und das kleine Abenteuer „Camino Frances“ war „erstmal teilweise“ beendet.

Mehrere persönliche Rekorde habe ich auf dieser Pilgerreise eingestellt. Noch nie bin ich 29km mit einem 11km Rucksack gewandert. Noch nie bin ich 295km in 17 Tagen gelaufen und noch nie habe ich bei über 300km/h im Zug gepinkelt.

Wie geht es nun weiter ? Ich möchte tatsächlich den gesamten Weg nach Santiago zurück legen, nur eben nicht so wie die letzten Tage. Gemeinschaftsherbergen sind nicht mein Ding. Ich denke mit unserem Wohnmobil ist die restliche Strecke sehr gut machbar. Xiangyang wird das Wohnmobil von Ort zu Ort fahren und ich gehe die Etappen. So bin ich auch viel flexibler in der Streckenlänge und schlafe immer in meinem eigenen Bett. Ohne Angst vor Bettwanzen zu haben. Diese fiesen Biester sind tatsächlich ein ernstes Thema auf dem Camino. Zum Glück bin ich von dieser Begegnung der besonderen Art verschont geblieben. Natürlich fehlt beim schlafen im Womo dann das besondere Gemeinsame Erlebnis mit anderen Pilgern aber das ist für mich okay. Den Tagsüber trifft man sich trotzdem immer wieder in den Rettungsstationen oder in den Meditations Bars…wie beim wandern. Die eigentliche Übernachtung ist nur ein kleiner Teil des Tages.

Fotos habe ich tatsächlich heute keine gemacht, somit muss ich auch keine Erklären. In diesem Sinne, Buen Camino….

Nachtrag: 

Probiert es mal selbst aus. Vielleicht nur 1 oder 2 Wochen, den Camino zu wandern, dann versteht ihr den Camino.

Vielen Dank an meine liebe Frau, welche mich in der Vorbereitung und der aktiven Zeit unterstützt hat und mir Mut gemacht hat, es zu tun.

Tag. 18 / Freitag 1 September

An den offiziellen Camino Km hat sich nichts geändert. Ich bin zwar in Burgos heute einiges unterwegs gewesen aber trotzdem Santiago nicht näher gekommen… Das Hostal LAR fast direkt im Zentrum war bis auf einige Frauenhaare am Boden ganz ok. Das Bett war bequem und sauber, die Sanitäranlagen zwar in einem kleinen Raum aber ok. Allerdings gab es keine Klimaanlage. Aber da die Temperaturen nicht so hoch waren, ging das in Ordnung. Wenn es nicht gerade sehr heiss ist würde ich dieses Hotel wieder buchen.

Nach dem schönen Abend mit Ralf konnte ich heute endlich mal wieder richtig ausschlafen und habe den ganzen Morgen im Hotelzimmer vertrödelt. Zum Frühstück gab es das restliche Spezi und einen leckeren Pfirsich. Um 11:30 Uhr habe ich dann meinen Rucksack hinterlegt und ausgecheckt. Als erstes wollte ich dann die Kathedrale von Burgos mir anschauen. Als Pilger zahlt man nur 5€ Eintritt. Die Kathedrale welche außen im gotischen Stil ist hat innen eine Vielzahl an Kapellen. Diese sind in allen möglichen Stielen gehalten. Gotisch, Barock und den Rest habe ich vergessen. Insgesamt war ich über 1 Stunde in der Kathedrale und habe mich dank dem Audio Guide schwindlig und hungrig geschaut. Somit musste ich unbedingt schnell etwas essen. Kurzerhand bin ich zu Burger King und habe mir ein tatsächlich leckeres Burger Menü bestellt und verdrückt. In der Zwischenzeit ist dann auch noch Ralf aufgetaucht, wir hatten das so ausgemacht, und gemeinsam sind wir dann hoch zum Kastell von welchem wir einen guten Rundumblick hatten. Dort haben wir uns nach einer Weile herzlich verabschiedet. Wir hatten 3 tolle gemeinsame Tage und wir hatten die gleiche Wander Geschwindigkeit. Es hat einfach gepasst. Ich bin noch eine Zeit lang da oben geblieben und habe auf einer Steinbank im Schatten einen kleinen Mittagsschlaf gehalten. Es war sehr angenehm im Schatten bei heute wieder 30 Grad Außen Temperatur. Um 17 Uhr bin ich dann ganz gemütlich wieder nach unten in die schöne Altstadt von Burgos und habe mir das erste Eis auf dieser Reise gegönnt. Als ich dann kurz vor 18 Uhr durch den Torbogen der Stadtmauer die Altstadt verließ kam mir Ralf entgegen. Unglaublich welch ein Zufall. Aber wenn das Schicksal es uns so schwer macht das wir uns trennen dann müssen wir halt doch noch ein kleines Abschiedsbier trinken. Das haben wir auch gemacht und versprochen in Kontakt zu bleiben. Danach folgte die gleiche Herzliche Verabschiedung wie bereits zuvor. Nun habe ich aber meinen Rucksack vom Hotel geholt und mich auf den Weg zum nahegelegenen Busbahnhof gemacht. Dort wartete ich bis der verflixte FLixbus mit fast 1 Stunde Verspätung ankam. Das war aber ok, da ich ja in Bayonne eh bis 7:50 Uhr warten muss bis mein Zug kommt. Der restliche Bericht über meine Heimreise erfolgt morgen.

Hier noch die Zusammenfassung der Fotos: Hospital de Pelegrínos, Santa Maria Kathedrale von Burgos, im Innern der Kathedrale, Rathaus, Blick vom Kastell auf die Kathedrale, die Kathedrale aus unterschiedlichen Plätzen fotografiert, ein aktiver Springbrunnen und das Symbol welches mich die ganze Zeit begleitet hat.


Tag 17 / Donnerstag 31 August

296 km habe ich nun seit Sant Jean in Frankreich zurück gelegt. Ich hatte in Ages in der Herberge El Pajar de Ages übernachtet. Es war ein 8 Bett Zimmer mit 4 Stockbetten. Die Herberge ist sauber und das Bett unten ganz ok. 

Es war heute ein sehr besonderer Tag. Nämlich mein letzter Tag auf dem Camino. Morgen werde ich Abends zurück reisen. Aber der Reihe nach. Die Nacht war für mich um 2:30 Uhr zu Ende. Ein Australier welcher neben mir im Stockbett schlief schnarchte wie ein Monster. Bereits nach meinem Abendessen ist er mir aufgefallen. Er hatte sich eine Weinflasche gekauft und die bestimmt auch geleert. Somit war es für ihn einfach zu schlafen. Um 2:30 Uhr ist er auf die Toilette und hat dabei soviel Lärm produziert dass ich danach nicht mehr einschlafen konnte. Ins besonders deshalb weil er extrem laut und unregelmäßig geschnarcht hatte. Somit hatte ich mir die Stunden bis zum aufstehen mit Ohren zuheben, Kissen um den Kopf wickeln und innerlich fluchen verbracht. Zum Glück war dies meine letzte Nacht in einer Sammelstelle für Jakobsweg Pilger. Um 6:15 bin ich dann aufgestanden und habe mich im Vorraum angezogen, meine Sachen in den Rucksack gepackt, Zähne geputzt, Füße mit Hirschtalg Creme eingecremt und noch einen Pfirsich gegessen. Um 6:45 ging es dann wieder los. 22.8km sollten es heute bis zum Hotel in Burgos sein. Im nächsten Dorf, ca 2.5 km entfernt wollte ich um 7:30 Uhr Ralf treffen. Wir hatten ausgemacht diese letzte Etappe gemeinsam zu gehen. So ging ich also frohgemut los. Auf halber Strecke zu seinem Übernachtungsdorf wurde ich von einem besonderen Naturschauspiel überrascht. Links verschwand langsam der Vollmond hinter dem Hügel und rechts von mir erschien langsam die so am Horizont. Was für ein wunderbares Abschiedgeschenk mir hier der Camino schenkte war überwältigend. Fast um 7:30 Uhr lief ich bei Ralf ein. Bei einer kleinen Bäckerei tranken wir erstmal einen Kaffee und haben ein Croissant gegessen. Danach machten wir uns auf den Weg nach Burgos.19.5 km sollten es noch sein. In der Morgendämmerung bei kühlen Temperaturen war es angenehm gemeinsam dem Ziel unseres Tages entgegen zu wandern. Nach 2 weiteren Stunden war die Sonne bereits so hoch am Himmel geklettert dass wir unsere wärmeren Jacken ausziehen konnten und im T-Shirt unterwegs waren. Wir erstiegen den letzten kleinen Berg und am Gipfelkreuz ließen wir uns gemeinsam fotografieren. Das Gelände erinnerte stark an die schwäbische Alb. Nur die Weitsicht war gewaltiger. Von nun an ging es nurmehr bergab Richtung Burgos. Schon bald konnten wir die Großstadt am Horizont sehen und wussten es ist nicht mehr so weit. Von nun a war der Weg mühsam. Mal galt es Baustellen zu umwanden, mal war es notwendig große Verkehrsknotenpunkte irgendwie sicher zu überqueren. Aber auch das meisterten wir gemeinsam ohne Probleme. Burgos ist ganz schön groß und so dauerte es noch eine Weile bis wir dem Zentrum nahe kamen. Doch zuvor legten wir noch eine Pause ein. Wir gingen in einen Supermarkt und kauften uns genügend für eine gute Brotzeit in dem naheliegender Park. Es war tolles Wetter und viele Spanier grüßten uns und wünschten und Buen Camino. Danach war es nur noch ein Katzensprung zu unseren Hotels. Wir hatten unabhängig voneinander in der selben 2 Straße unsere Hotels gebucht. Nach dem einchecken folgte das übliche Ritual, Wäsche waschen, duschen und ein kleines Nickerchen. Um 19:00 hatten wir uns verabredet um gemeinsam in den Pincho ( Tapas ) Bars etwas Wein und leckere Pinchos zu essen. So verlief unser gemeinsamer Abend super lustig mit leckeren Pinchos und einigen Gläsern Rotwein. Um 21:30 Uhr machten wir uns wieder auf den Rückweg zu unsere Hotels. 

Dort angekommen beendete ich den Tag mit meinem Tagebuch und freue mich auf morgen. Es geht wieder nach Hause und gute Nacht 😴

hier noch die Information zu den heutigen Fotos: Meine letzte Wegstrecke auf dem Camino nach Santiago, Das Dorf Ages morgens, Langsam kommt der Sonnenaufgang, Typische Schilder am Ortseingang, wunderschöne Landschaft und am Gipfelkreuz, der Mann läuft immer den Camino entlang und sammelt den Müll auf. Ich bin ihm nun zum dritten Mal begegnet, in Burgos, Enten füttern, Kathedrale von Burgos und Abendessen mit Rotwein und vielen unterschiedlichen Pinchos.


Tag 16 / Mittwoch 30 August

273km sind nun gewandert. Die Herberge Hostel. B in Belorado war ganz ok. Sehr freundlicher Herbergsvater, Duschen sauber und das Bett war bequem.

Die Nacht war wie zu erwarten kurz. Um 5 Uhr sind die ersten schon aufgebrochen. Ich habe keine Ahnung warum. Es ist weder heiß noch wird es in 3 Stunden heftig regnen. Auf jeden Fall war mein Schlaf wieder einmal früher als gewünscht beendet. Bis 6 Uhr bin ich dann trotzdem noch entspannt im Bett geblieben, da ein früher losgehen, wie zuvor erklärt ja nix bringt, außer man liebt es im Dunkeln zu laufen. Da mich gestern die Amerikaner dauernd geweckt hatten, bin ich heute morgen auch nicht mit der notwendigen Leisigkeit unterwegs gewesen und habe gemütlich gepackt, meine Zähne geputzt etc. und bin dann um 6:45 Uhr in den Gemeinschaftsraum gegangen. Dort habe ich noch einen leckeren Pfirsich gegessen und mich relativ frisch aufgemacht. Um 7 Uhr habe ich mich dann am zentralen Platz mit Ralf getroffen. Da wir die gleiche Geschwindigkeit haben und uns gut verstecken haben wir gestern Abend noch ausgemacht, die heutige Etappe wieder gemeinsam zu gehen. Eigentlich wollte ich immer alleine wandern aber mit Ralf zusammen das funktioniert ganz prima. Zum einen wie gesagt die gleiche Gehgeschwindigkeit, dann laufen wir auch mal ohne viel zu reden gemeinsam und wenn wir miteinander sprechen ist es schön. So sind wir heute eben gemeinsam aufgebrochen. Ich bin heute „schon“ bei Km 28,2 in Ages zu meiner Herberge abgebogen. Ralf “durfte” noch 3km weiter gehen da in Ages alles ausgebucht war. Dafür hat er morgen 3 km weniger nach Burgos. Die heutige Strecke war mit einer der schönsten Wander Abschnitte seither, wenn auch meine bislang längste Tages Etappe. Zusammen war es aber kurzweilig und die Kilometer waren leicht zu bewältigen. Vielleicht ist aber auch meine Ausdauer nun schon besser und Strecken über 20km sind nicht mehr so anstrengend. Sicherlich war aber auch das Wetter ein Faktor um die doch lange Strecke gut zu bewältigen. Die Temperaturen bewegten sich zwischen 16 und 20 Grad. Also ideal zum wandern. Wir hatten zwar hin und wieder leichten Nieselregen bzw. ganz feinen Sprühregen aber nichts was einen Regenponcho notwendig gemacht hätte. Zudem führte uns der Weg nur für kurze Zeit entlang von großen Straßen. Eine lange Zeit ging es sogar durch ein schönes Waldgebiet mit angenehm zu laufendem Boden. Ab und zu stoppten wir für einen Kaffee, 1 Croissant, 1 Radler oder einfach einen Schluck aus unserer Getränkeflasche. So war für mich heute die Tour überraschend schnell gemeistert und mit einem Schnitt von 4.8km/h auch ganz schön sportlich ohne irgendwie zu anstrengend zu sein. In Ages angekommen habe ich gleich in der Herberge eingecheckt und im Zimmer mit 4 Stockbetten ein gutes Bett und erhalten. Diesmal im ersten Stock und nicht wie gestern im 3 Stockwerk. Treppen steigen ist nach einer langen Wanderung einfach zu anstrengend 😂. Nach der üblichen Prozedur, duschen, Wäsche waschen habe ich erstmal einen kleinen Schönheitsschlaf mir gegönnt. Danach wollte ich um 18 Uhr einen leckeren Hamburger in der Nähe essen gehen, allerdings ist die Küche erst um 19:30 Uhr geöffnet so dass ich mir ein Bier besorgt habe und in der Sonne neben meiner Herberge gerade Vesper. Ja die Spanischen Essenzeiten passen so gar nicht mit meinem Verdauungssytem zusammen. Zu spät essen lässt mich, neben den weiteren 7 Störfaktoren, hier im Zimmer nicht richtig schlafen. Am Abend hatte ich noch 2 nette Gespräche und um 21 Uhr war ich dann auch schon im Bett.

Zusammenfassung zu den Bildern: Zentraler Platz von Belorado um 7 Uhr, Gemälde am Ortsausgang von Belorado wobei ich den Afrikanischen Jäger darauf nicht verstehe, Tosantos Ortseingang Schild mit Info zu einer Pilger Tankstelle, 550km eigentlich nicht mehr weit…, unterwegs auf einem sehr schönen Abschnitt, Pause muss sein und immer noch fit, Zieleinlauf nach 28 km in Ages, Ages Zentrum, Bild meiner Herberge, verdeckt von gewaschener Kleidung der Pilger.


Tag 15 / Dienstag 29 August

245km habe ich mittlerweile bereits zurück gelegt. Burgos meine persönliche Endstation ist jetzt nur noch 49,2km entfernt. Das Hotel Atuvera in Santo Domingo de la Calzada war prima. Sauber, modern und ein bequemes Bett. 46€ pro Nacht ist ok. Allerdings kostet das Frühstück zwischen 4 und 5€ extra.

Nach meinem Ruhetag geht es nun weiter in Richtung Burgos Das Etappenziel ist ein Hostel in Belarado. 23 km Entfernt. Wir sind auch nicht mehr im Weingebiet Rioja sondern mittlerweile in Kastilien einer weitere Region in Spanien unterwegs. Die Landschaft hat sich deutlich verändert. Es finden sich keine Weinberge mehr, dafür aber riesige Flächen mit Sonnenblumen. Ich schätze mal ein Großteil unseres Sonnenblumenöl könnte von hier kommen. Der Weg folgt zum großen Teil einer Straße. Teilweise brausen große Trucks nur in wenigen Metern Entfernung an einem vorbei. Dann wieder windet sich der Camino in sanften Schwüngen durch die Landschaft und es ist himmlisch ruhig. Schon nach wenigen Kilometer wurde ich von Ralf eingeholt. Wir hatten uns gestern in Calzada kurz kennen gelernt. Ralf ist aus München, muss auch nicht mehr arbeiten und geht den Camino, wie ich alleine. Unser Altersunterschied beträgt nur ein paar Jahre. Auch ist unsere Gehgeschwindigkeit sehr ähnlich. Somit hat es sich für mich zum ersten mal ergeben mit jemand anderem gemeinsam fast die gesamte Etappe zu gehen. Wir hatten dabei gute Gespräche und kamen trotzdem oder vielleicht auch deshalb gut voran. Ganz überraschend war das Wetter ideal zum wandern. Ich hatte heute immer wieder mit Regen gerechnet aber die Sonne verdrängte die Wolken und bereits nach 2 1/2 Stunden konnte ich ohne Jacke im T-Shirt gehen. 6 km vor Belorado führte unser Weg durch ein kleines Dorf in welchem ein kleiner Park mit Bänken und Tischen zum rasten uns einlud. Ein gutes Vesper brachte die erforderliche Stärkung um die letzte Wegstrecke in Angriff zu nehmen. Danach ging es munter weiter und nach insgesamt 5 1/2 Stunden Wanderzeit erreichten wir Belorado und ich checkte gleich in mein Hostel ein. Gegen 14 Uhr hatten wir uns zu einer kurzen Meditation in einer Bar getroffen. Nach der erfolgreichen Tiefen Entspannung ging ich zu meinem Hostel zurück um zu duschen und wie jeden Tag meine Wäsche zu waschen. Danach stand ein kleiner Mittagsschlaf auf dem Programm bis ich von 2 „schwerhörigen US Amerikanern“ geweckt wurde welche lautstark ihre nächsten Etappen planten. Amerikaner sind mir jetzt schon mehrfach aufgefallen. Sie scheinen wohl tatsächlich die Welt zu beherrschen und scheren sich wenig um die Regel, das in den Schlafräumen man leise sein soll. Hoffentlich geht es wenigstens in der Nacht ruhig zu. Um 19 Uhr treffe ich mich mit Ralf und wir schauen mal ob wir etwas leckeres zu essen finden.

Hier noch die Information zu den Bildern: Die heutige Wegstrecke, auf dem Weg aus Santa Domingo de la Calzada, weites Land ohne Weinreben, ein weiterer Foodtruck, Sonnenblumen soweit das Auge reicht und Sonnenblumen Kunst am Wegesrand, Infotafel und Motto des Tages, angekommen in Belorado.


Tag 14 / Montag 28 August:

Heute werde ich wie geplant in Santo Domingo de la Casada einen weiteren Tag bleiben. Diesen Tag hatte ich eigentlich als Erholungstag auf der langen Wanderung eingeplant. 

Es ist allerdings ein Wendepunkt meiner Reise nach Santiago geworden. Schon seit einigen Tagen frage ich mich was die Triebfeder meiner Pilgerreise nach Santiago ist. Aber ich finde keine Antwort. Santiago selbst hat mich eigentlich noch nie angezogen. Dazu habe ich zu wenig Glauben a die Kirche und a die Katholische Kirche im besonderen.  Auch interessiert mich der Heilige Jacobus dort nicht. Selbst der Papst hat schon mal gesagt es weiß keiner was dort unter der Kirche begraben liegt. Man geht größtenteils nicht davon aus das es der Heilige Jacobus ist. 

Dies wusste ich allerdings schon alles vor meiner Abfahrt und während der Planung. Somit war das religiöse niemals der Grund für die Reise. 

Zum einen war der Grund, die aktuelle Reise von Xiangyang nach China und das ich nicht zu Hause alleine bleiben wollte. Zum anderen dass der Jakobsweg schon immer in meinem Kopf als Wunsch vorhanden war. In dem Sinne, das möchte ich auch mal erleben. Religiöse und spirituelle Gründe waren es auf jeden Fall nicht.

Nun spaziere ich bereits über 215 km den Camino entlang und fühle mich immer noch nicht von Santiago angezogen. Die ersten Tage war der Weg recht anspruchsvoll und teilweise schwierig zu gehen. So konnte man sich nur auf das sichere Wandern konzentrieren. Für andere Gedanken war zumindest bei mir kein Raum vorhanden. Nach der Wanderung war man mit anderen bekannten Pilgern dann beim Abendessen oder bei der Meditation in einer Schenke. Um 22 Uhr war dann immer Schluss und Schlaf war angesagt. Beim schlafen kamen mir dann schon meine erste Zweifel warum ich das hier wirklich mache. Fast keine Nacht konnte ich vernünftig in den Herbergen mit den Mehrbett Zimmern schlafen. Entweder störte Schnarchen meinen leichten Schlaf oder der WC Gang aller möglichen Personen in der Mitte der Nacht. Und wenn das nicht schon genug wäre kamen dann noch die Ultra Frühaufsteher dazu. All dies empfand ich nicht so toll und abenteuerlich wie manche andere. 

Nun in den letzten Tagen war der Weg viel einfacher und ich konnte endlich nachdenken über das was ich hier mache. Da ich mit meiner Familie, Freunden und dem Leben glücklich bin, muss ich keine Probleme lösen, bei denen dieser Weg mir helfen müsste. Eigentlich ist es im Moment die beste Zeit in meinem Leben und zusammen mit meiner Frau möchte ich diese genießen. Somit kam ich zum Schluss der Jakobsweg wird mir nichts bringen außer Anstrengungen die ich eigentlich nicht brauche. 

Ich bin dankbar das ich den Mut aufbrachte den Weg anzugehen und das ich auch die Unterstützung von meiner Familie und Freunden dazu bekam. Ich bin auch dankbar dafür dass ich nun weiß was mein Körper leisten kann. Immerhin werden es in 3 Wochen fast 290 km gewesen sein, die ich ohne größere Plessuren gemeistert habe. Ich bin auch dankbar darüber viele neue Menschen kennen gelernt zu haben. Auch das ich fast 3 Wochen auf Komfort verzichten konnte. 

Aber ich bin auch dankbar dass ich den Entschluss treffen konnte zu sagen. “Es war eine tolle Erfahrung und jetzt reicht mir die, ich fahre nach Hause.”

Ich bin eigentlich recht ehrgeizig und habe immer versucht meine mir gesetzten Ziele zu erreichen. Aber auf dieser Reise ist Santiago nie mein wirkliches Ziel gewesen oder dazu geworden. Somit bin ich nicht über mich unglücklich, dass ich ein undefiniertes Ziel nicht erreicht habe. 

Ich werde noch von den nächsten 3 Wandertagen und über die Heimreise ein wenig berichten.  

Tag 13 /Sonntag 27 August:

207 km sind bereits zurück gelegt. Die Herberge von Azofra ist ganz ok. Man bekommt ein 2 Bett Zimmer ohne Stockbetten. Das Ganze für 12€, zahlt man 24€ hat man das ganze Zimmer für sich alleine. Allerdings gibt es auch hier kein Frühstück und man muss bis spätestens 8 Uhr gehen.

Um 6 Uhr weckte mich mein Bettnachbar mit dem sortieren seines Rucksacks. Er ist Amerikaner und sagte zwar “sorry that I wake you up” meinte das aber wohl nicht. 

Als er nach 30 Minuten immer noch nicht fertig war erklärte ich ihm das ein normaler Pilger dies außerhalb der Schlafräume macht. Daraufhin war er wohl beleidigt ( Amerikaner darf man ja nix sagen) aber in 5 Minuten war er nun weg. Ich konnte so wenigstens bis 7:15 Uhr noch vor mich hindösen. Dann bin ich aufgestanden, die üblichen Abläufe und nach einem leckeren Pfirsich ohne Kaffee bin ich losgegangen. Da es heute mit 14 Grad und starkem Wind recht kalt war hatte ich meine Regenjacke und wieder eine lange Wanderhose an. Nach schon einem 1/2 km setzte leichter Regen ein und ich entschloss mich die Regenhose zusätzlich anzuziehen. Die gab bei leichtem Nieselregen nicht nur Nässeschutz sondern schützte mich auch vor dem kalten Wind. Schon extrem dieses Wetter. Vor ein paar Tagen noch hatten wir 41 Grad und nun hat es die Zahlen auf 14 Grad verdreht. So oder so ist es nicht ideal. Die Strecke sollte heute über 15 km führen. Der Verlauf ging durch hügeliges Gelände mit tollen Aussichten auf die am Horizont liegenden Gebirgsketten. Knapp darüber dunkle und dichte Wolken. Eine Anhöhe mit 150 Höhenmeter galt es zu bezwingen. Danach führte der Camino durch ein großes Neubaugebiet eines unwichtigen Dorfes. Warum gab es hier nur so viele neue Häuser und Wohnungen wenn der Ortskern winzig war ? Nach diesem Dorf ging es über ein Achterbahn ähnliche Straßenführung direkt nach Santo Domingo del La Casada. Der Ortsrand bestand aus einem Industriegebiet welches durchquert werden musste um ins Zentrum zu gelangen. Dort war dann auch mein Hotel, mit perfekter Lage zur Altstadt. Ich checkte ein und bekam ein schönes Zimmer mit einem großen und bequemen Bett ganz für mich alleine. Niemand der mich früh weckt, niemand der neben mir schnarcht. Ein Traum. Hier bleibe ich 2 Tage. Die Zeit benötige ich um mich ein wenig auszuruhen und in Ruhe über den Camino nachzudenken. Nach Wäsche waschen und einem kleinen Schläfchen bin ich in die Stadt gegangen und habe mich ein wenig umgeschaut. Als ich gerade zurück zum Hotel gehen wollte ist mir Heike begegnet. Sie kenne bereits seit meiner ersten Übernachtung auf dieser Wanderung. Wir haben 2 Bier getrunken und über alles mögliche gesprochen. Sie wandert morgen weiter, ich werde noch hier bleiben. Mal schauen ob wir uns nochmals treffen. Jetzt bin ich doch sehr müde und genieße das tolle Bett. Gute Nacht und bis morgen.

Information zu den Fotos: der heutige Streckenverlauf, zum Dorf hinaus, Wind und Wolken, Brotzeit, mehr Wind und Wolken, Pilger Kunst in Santa Domingo de la Cassada, Feierabend…


Tag 12 / Samstag 26 August:

192 km sind bereits zurück gelegt. Die Herberge San Saturnino in Ventosa ist zu empfehlen. Allerdings gibt es weder ein Abendessen noch ein Frühstück. 

Da ich gestern bereits einen Mittagsschlaf hatte und letzte Nacht auch gut geschlafen hatte bin ich ziemlich frisch aufgestanden. Nach den üblichen Morgen Routinen war ich frisch und bereit die heutige Etappe in Angriff zu nehmen. Der Wetterbericht versprach für heute Morgen Temperaturen von 16 Grad. Völlig ungewöhnlich wenn man diesen Wert mit den letzten Tag vergleicht. Aber ich freute mich darüber endlich einmal nicht von der Hitze angetrieben zu werden. Somit verließ ich auch nicht im Dunkeln die Herberge sondern erst um 7:30 als es schon hell wurde. Die Strecke führte schnell aus Ventosa hinaus auf die Weinfelder der Rioja. Es war so schön am Horizont die Bergketten zu sehen und gleichzeitig durch Weinfelder zu laufen mit Weinreben voll von roten Trauben. Der Weg war überwiegend breit und eben, den sanften Hügeln folgend. Nur eine kleine Etappe folgte einem Bachbett ein wenig steil und felsig hoch auf eine Anhöhe. Von dort aus ging es mit Fernsicht weiter durch dieses riesige Weinanbaugebiet. Es war ein toller Anblick die Wolken dicht über der Bergkette zu sehen. Teilweise sah es aus als wenn die Wolken wie ein Wasserfall die Berge herabstürzten. Leider kann so etwas mein IPhone nicht einfangen. Nach 2 Stunden glücklicher Wanderung auf welcher ich keine andere Pilger traf erreichte ich das Städtchen Najera. Man konnte sehen dass ein großer Teil des Reichtums dieser Kleinstadt vom Wein kam und abhängt. Was ungewöhnlich für mich war, es gab mehrere Supermärkte auf kurzer Wegstrecke. Kurz bevor ich Najera verließ ging ich in einen dieser Supermärkte und legte mit als erstes einen Schoko Drink in den Einkaufswagen. Danach 2 superschöne Pfirsiche und 2 pralle Orangen. Dann noch Salami und 1 frisches Baguette. Nach dem Einkauf machte ich mir es auf einer Bank in einem kleinen Park neben dem Supermarkt bequem. Zog mir meine Wanderstiefel aus und öffnete mit großer Freude den Schoko Drink. Es tat so gut nach langer Zeit wieder sich einen Wunsch wie diesen Drink erfüllen zu können. Ja, man wird genügsam. Frisch gestärkt ging es dann weiter die letzten 6.5 km zu bewältigen. Zuerst folgte wieder eine kleine Steigung. Danach ging es für 3-4 km durch eine hügelige Weinlandschaft mit roter Erde. Wunderschön und wieder war ich alleine unterwegs. Die Temperatur war perfekt. Der Himmel zeigte sich auch wieder und so war es bislang das schönste Wandererlebnis welches ich bislang auf dem Camino hatte. So gut gelaunt schlenderte ich singend und pfeifend bis nach Azofra. Azofra ist schon ein wirkliches Kaff im Nirgendwo der Rioja mit leicht verfallenen Häuser an der Hauptstraße. Daher machte ich mir schon ein wenig Sorgen um den Zustand der Herberge. Als ich diese jedoch dann sah war ich beruhigt. Das Gebäude sah von außen ganz gut aus. Auch waren ja die Rezessionen bei Google durchweg gut. Sonst hätte ich es wohl auch nicht vorab für mich als Stopp over eingeplant. Aber der Eindruck von Azofra hatte mich etwas überrascht. Leider konnte ich erst um 13:30 Uhr in der Herberge einchecken. So suchte ich mir eine ruhige Ecke in dem Dorf. Als ich am Dorfplatz im Zentrum so vor mich hin träumt wurde ich urplötzlich von einer Lautsprecher Durchsage aufgerüttelt. Zuerst dachte ich an einen Fliegeralarm oder ein anderes schreckliches Ereignis. Aber ich denke mal es war eine Kirchliche Predigt a die Gottesgläubigen Bewohner von Azofra, denn immer wieder wurde der Name Maria genannt. Ich habe auf jeden Fall einen großen Teil aufgenommen und wenn ich jemanden finde welcher mir das Übersetzen kann , so teile ich mein Wissen hier mit. Ich bin dann noch ein wenig im Dörfle herumgelaufen und habe bei der Kirche Kevin kennen gelernt. Kevin kommt aus den USA und will auch die ganze Strecke nach Santiago gehen. Wir haben uns gut unterhalten und sind dann gemeinsam zur Herberge zum einchecken. 

Nach den üblichen Prozeduren habe ich dann einen kleinen Mittagsschlaf gemacht und danach noch gevespert. Hatte ja Salami und Baguette gekauft. Zum Nachtisch gab es einen richtig leckeren Pfirsich. Irgendwie sind die Früchte hier leckerer. Nachdem ich mit einigen anderen  Pilgern auch noch gesprochen habe ich mich ins Zimmer zum Schreiben des Tagebuch verkrümelt. In diesem Sinne sage ich jetzt auch Gute Nacht…., Brücke über ausgetrockneten Bach, Frühstück in

Infos zu den Bildern, die heutige Wegstrecke, nach dem los laufen, Infotafel zum Weingebiet, die Berge und die Wolken, angeschnittene Trauben..warum nur ?, Frühstück in Najera, Fischtheke im Supermarkt, weitere Impressionen von unterwegs und Einlauf in das Dorf Azofra, das Restaurant und gleichzeitig die Kneipe von Azofra….


Tag 11 / Freitag 25 August:

176km habe ich bislang insgesamt zurück gelegt.

Das Hostel Winederful & Cafe in Logrono ist bis auf das späte einchecken um 14 Uhr zu empfehlen. Besonders wenn es sehr heiss ist freut man sich sehr über eine Klimaanlage im Schlafraum.

Bereits um 4 Uhr ist ein Pilger aus unserem Raum schon aufgebrochen. Danach konnte ich nicht mehr einschlafen und bin dann gegen 5 Uhr aufgestanden.  Bis ich dann startklar war vergingen weitere 45 Minuten. Mein Frühstück hatte sich auf etwas Mineralwasser und einen Pfirsich reduziert. Mehr wollte ich auch tatsächlich nicht, da noch genügend vom Abendessen in meinem Tank war. Zudem verspüre ich so früh am Morgen auch keinen wirklichen Hunger. Logrono bot ein trostloses Bild zu dieser frühen Zeit. Es lagen wie schon in Pamplona überall leere Flaschen und Becher verstreut herum. In einer Straße durch welche ich durch musste blinkte das Blaulicht von 2 Polizeiwagen, welche neben einer Ansammlung von Menschen standen. Ich entschied mich daher für einen kleinen Umweg. Ab und an torkelten noch ein paar Nachtschwärmer verloren durch die Altstadt Gassen. So richtig wohl fühlte ich mich nicht, da ich ja kein City Mensch bin und erhöhte meine Schrittgeschwindigkeit um die eigentlich schöne Altstadt schnell hinter mir zu lassen. Irgendwann hatte ich es geschafft und verließ Logrono durch schöne Parkanlagen hinaus ins Land. Der Schotterweg war eben und breit angelegt. Frühe Jogger, Fahrradfahrer sowie Pilger waren bereits jetzt schon darauf in Bewegung. Viele Spanier grüßten mich mit einem Buen Camino und ich grüßte zurück. Etwas schwermütig war ich noch unterwegs. Ein lustiger Abend rächt sich einfach wenn man so früh aufsteht. Da der Weg lange Zeit im Stadtbereich verlief und es mittlerweile schon dämmerte musste ich meinen Frontscheinwerfer heute nicht einschalten. Der gut ausgebaute Weg führte dann durch ein kleines Naturschutzgebiet in welchem kleine Hasen herum hoppelten. In Teichen schwammen Enten und es sah schön und friedlich aus. Die Temperatur war erstaunlich kühl und ein zudem kräftiger Wind ließ einen ohne Sonne sogar ein wenig frösteln. Einige Pilger waren tatsächlich langärmlig unterwegs. Ich genoss jedoch diese frische Kühle und schlenderte mittlerweile wieder etwas langsamer meinem nächsten Ziel der Stadt Navarette entgegen. Die Stadt war schon von weitem zu sehen und man bewegte sich in Schneckentempo auf sie zu. Nach 2.5 Stunden war ich dort angekommen und bin zuerst in die riesige Kirche gegangen. Beeindruckend was ich da zu sehen bekam. Überall Gold oder Goldverzierte Bereiche. War dies auch das Gold welches die Spanischen Inquisitoren den Inkas abgenommen haben? Für so ein kleines Dorf auf jeden Fall seltsam so eine besondere Kirche zu besitzen. **** Ich habe später am Abend erfahren, diese Kirche ist ein Must See auf dem Camino *****. Da die übliche Lebensretter Station an einem zugigen Eck lag und ich immer noch keinen Hunger verspürte ging ich weiter in Richtung zu meinem Tagesziel das noch kleinere Dorf Ventosa. Der nunmehr staubige Weg folgte parallel der großen Straße. Von dieser Seite betrachtet weniger schön aber trotzdem schön da man zum einen wieder dicht a den herrlichen Weinreben vorbei kam und zum anderen weil die Fernsicht toll war und man weit über die spanische Landschaft blicken konnte. Nach fast 5 Stunden kam ich in Ventosa um 11 Uhr an. Es war viel früh für die Herberge. So ging zur Kirche hoch, welche allerdings verschlossen war. Vermutlich ist auch hier Zuviel Gold angehäuft. Im Schatten der Kirche gab es saubere Steinbänke. Ich wählte eine bequeme Steinbank aus und holte meine Salami und das Brötchen welche ich tags zuvor bei Lidl gekauft hatte aus meinem Rucksack. Zusammen mit Mineralwasser bereitete ich mir ein Pilger Vesper. Es war wunderbar. So easy kann das Leben sein. Nach dem Essen verspürte ich eine Müdigkeit und gönnte mir eine Mütze voll Schlaf. Aufgeweckt wurde ich vom Lachen von Kindern worauf ich dann zur Pilger Rettungsstation von Ventosa gegangen. Dort habe ich ein Radler getrunken und mich um 13 Uhr zum Check in die Albergue aufgemacht. Die Albergue ist die einzige in Ventosa. Von außen ein unscheinbares Reihenhaus aber innen sehr groß und im Mediterranen Stil gebaut. Die Mehrbett Zimmer sind groß und freundlich gestaltet. Die Betten sauber und bequem. Die Waschräume sind nach Frauen und Männer getrennt. Dies ist nicht überall so. Es gibt eine Gemeinschaftsküche und einen schön angelegten kleinen Garten. Das für 14€. Da kann man sich nicht beschweren. Da Caterina aus Florenz auch wieder in dieser Herberge war, haben wir 2 beschlossen gemeinsam Abend zu essen. Wenn es aber nur eine Kneipe im Dorf gibt und 3/4 der Speisekarte nicht verfügbar ist, dann wird es schwierig etwas zu finden was schmeckt. Um wenigstens ein wenig abwechslungsreich zu essen haben wir einen großen Salat und eine Paella bestellt. Dies geteilt und somit wurden wir beide satt. Danach ging es zurück in die Herberge, wo ich jetzt die letzten Zeilen an meinem Tagebuch fertig stelle. In diesem Sinne, Buen Camino und gute Nacht 

Hier noch die Info zu den Bilder: die heutige Etappe von Logrono nach Ventosa, ein etwas seltsamer Pilgerbrunnen in Logrono, auf dem Weg außer halb der Stadt, mein erster Stier auf dieser Reise, Hallo Kitty, staubiger Weg über viele km, fast am Ziel, Weintrauben ohne Ende und Kunst auf dem Camino.

Tag 10 / Donnerstag 24 August:

157km bislang insgesamt zurück gelegt.

Die Herberge Casa Mariela in der ich übernachtet habe ist sehr zu empfehlen. Besonders die 4 Bett Zimmer. Wenn man dann noch das Abendessen mitbestellt kann man den Pool von der San Andreas Herberge mitbenutzen. Das 3 Gänge Abendessen war jeden Cent wert. 

Dieses mal habe ich tatsächlich Glück mit meiner Zimmer Wahl gehabt. Ich hatte das 4 Bett Zimmer für mich alleine und störte heute morgen niemanden als ich um 5 Uhr von meinem Handy geweckt wurde. Nach der üblichen Morgenroutine, WC, Füße mit Hirschtalg eincremen, Kaffee trinken, Rucksack überprüfen ging es gemütlich um kurz vor sechs los. Das Ziel soll heute die Stadt Logrono in der Region Rioja, dem bekannten Weinanbaugebiet sein. Wie gestern war es noch stockdunkel als ich aufbrach und der Einsatz einer Stirnlampe unbedingt notwendig. Rio del Torres wurde schon nach wenigen Metern zu Fuß verlassen und man befand sich auf einem unebenen Wanderweg. Ohne Licht ist nicht zu empfehlen sich hier zu bewegen. Im Gegensatz zu gestern war es aber deutlich kühler was das gehen viel angenehmer machte. Auch waren deutlich weniger Nachtfalter heute morgen unterwegs, so dass ich nicht immer wieder meinen Mund krampfhaft verschließen musste um ja keinen dieser Helden der Lüfte zu verschlucken. Komoot und die Jakobsmuschel Markierung machten es leicht sich nicht in der Dunkelheit zu verlaufen. Trotz das es immer wieder Steigungen gab, die man bewältigen musste kam ich in diesen ersten 2 Stunden hervorragend voran. Ich flog in einer für mich sensationellen Geschwindigkeit die ersten 10km voran und war bereits kurz nach 8 Uhr in der sehr schönen Stadt Viana angekommen. Auch hier musste es vor kurzem einen Stierkampf in der Stadt gegeben haben. Die temporäre Arena war noch aufgebaut. Oder er findet erst noch statt. Im Zentrum von Viana kaufte ich kurz in einem Supermarkt die Zutaten für mein Spezi sowie ein Stück Kuchen. Zog meine Wanderschuhe aus und machte es mir für eine halbe Stunde gemütlich. In dieser Zeit beobachtete ich die Ankunft anderer Pilger sowie die Einheimische Bevölkerung. Es ist interessant die Unterschiede zwischen Pilger und Einheimischen zu sehen. Hübsch und gut gekleidete Spanier auf dem Weg zum Café oder zur Arbeit. Verschwitzte und teilweise schon abgekämpfte Pilger in verstaubter Kleidung, welche sich im Moment nur um ihre Grundbedürfnisse kümmern. Nach meinen Studien zum Verhalten von Pilgern und Nichtpilgern habe ich meine Stiefel wieder angezogen und bin als einer der Staubigen unter den Nichtstaubigen auf meinem Weg Richtung Santiago weiter gegangen. Da es nunmehr nur noch 8.5 km nach Logrono war und die Uhr erst 9:30 anzeigte war es nicht mehr notwendig im Sportmodus weiter zu flitzen sondern im Ecomodus schlenderte ich nun die restliche Strecke nach Logrono. Es war ein angenehmer morgen. Nicht so heiss wie ich erwartet hatte. Die Fernsicht war gewaltig und die Landschaft abwechslungsreich. Der Weg führte andauernd an Weinreben vorbei welche dick und groß an ihren Weinstöcken hingen. Immer wieder probierte ich die Trauben. Eigentlich konnte ich geschmacklich keinen großen Unterschied feststellen. Sie waren alle sehr süß aber voll mit kleinen Kernen. Neben den Weintrauben gab es zudem sehr viele Brombeeren. Die waren jedoch ziemlich klein und trocken. Ihnen fehlte das Wasser welches für die Weintrauben verwendet wurde. Auch gab es viele Feigenbäume. Aber eben noch nicht reif genug. Mittlerweile war ich auch in Logrono angekommen. Der Camino ist überraschend schön in die Stadt geführt. Ich dachte ich muss durch hässliche Industriegebiete gehen. Nein, das war nicht der Fall und so zeigte sich Logrono von seiner schönen Seite. Durch einen parkähnlichen Bereich ging es über eine große Brücke welche den Fluss Ebro überspannt in die Altstadt. Kurz vor 12 Uhr tauchte ich an meiner Herberge auf. Die Location top, mitten im Zentrum. Allerdings noch geschlossen. Es wird erst um 12:30 für Neuankömmlinge geöffnet. Blöde Regel. Wie auch immer, laut Google gibt es einen Lidl in 1.1km Entfernung. Zeit hatte ich ja auch noch also mit der Hoffnung auf Brezeln bin ich diese Zusatzstrecke noch gegangen. Brezeln gab es keine, aber tolle Teauben, Pfirsiche und Birnen sowie einen kühlen Orangensaft aus dem Frischefach. Zusätzlich bestückt mit einer Salami, Brötchen sowie Kohlesäurehaltigem Sprudel. Bereits direkt nach der Kasse trank ich den frischen Orangensaft ( 1 Liter) auf ex. Keine Ahnung ob ich beobachtet wurde. Ich stand auf jeden Fall vor dem Spiegelglas des Büros. Danach ging es zurück zur Herberge. Die hatte mittlerweile auch geöffnet aber Check in ist erst um 14 Uhr. Wieder so eine dumme Regel. Naja ich nutze die Zeit für ein gutes Vesper. Die Brötchen waren frisch und die Salami lecker. Nachdem essen konnte einchecken. Das Bett beschlagnahmen, duschen, Wäsche waschen und ein wenig relaxen. Danach habe ich meine Trauben gewaschen und andere Pilger zum Essen dieser leckeren Trauben eingeladen. Danach war ich aber erst einmal bereit für einen kleinen Mittagsschlaf. Das Abendessen war zur Abwechslung mal kein Herbergsessen sondern nach 10 Tagen als Pilger das pure Leben. Ich hoffe ich bekomme die nächsten Zeilen noch ohne größere Schwierigkeiten hin bevor der Alkohol wirkt. Hier in Logrono, nur 10 Minuten zu Fuß von der Herberge entfernt, gibt es eine Straße mit Weinkneipen und kleinen Speisen, eine Art Tapas, aber so lecker das man sich damit zu Tode essen könnte. Da aber meine Planung noch etliche Kilometer beinhaltet konnte ich mir das nicht antun. Wie auch immer der Abend war lustig. Mit einer Florentinerin welche Wein und Pinchos ( Tapasart) liebt und einer Pforzheimerin welche ähnliche Veranlagungen hat durch ein paar dieser Kneipen zu ziehen hat Spaß gemacht. Zum Abschluss noch ein frisch gezapftes Paulaner Weizen zu trinken kann für einen Pilger nicht falsch sein. Wie auch immer, nach der ganzen Zeit in den kleinen Dörfle war City Life mal notwendig. Zumal Logrono ja nicht wirklich eine große Stadt ist. Aber zum Vergleich der letzten Tage schon. Jetzt wird es aber Zeit das ich meine Augen zudrehe, da morgen nochmals eine spannende Etappe ansteht. In diesem Sinne , gute Nacht oder Guten Morgen….

Hier noch die Zusammenfassung der Bilder: Torres del Rio am frühen Morgen, Ankunft in Viana und in Viana. Ein perfekter Pilger Stopp, Auf dem Weg nach Logrono, überall Weinreben mit vielen roten Trauben, Ankunft in Logrono und der Abend in Logrono. 👍

Tag 9 / Mittwoch 23 August:

Die heutige Streckenlänge war 19.9km, von Villamajor über Los Arcos nach Torre del Rio. Die letzte Übernachtung vor dieser Etappe war in der Herberge Oasis Trail in Villamayor. Nicht unbedingt zu empfehlen. Die Herberge direkt davor sieht besser aus und hat auch ein Frühstück, welches bereits um 5:30 Uhr zur Verfügung steht. Das Wetter ist immer noch sehr heiß.
137km sind bislang insgesamt zurück gelegt. Also noch ca. 663 km bis Santiago.

Um 5 Uhr war bereits die Nacht vorbei. Die 2 Franzosen in unserem Zimmer sind um 5 Uhr pünktlich mit den fünf Glockenschlägen der, gefühlt in 5 Metern entfernten, Kirchturmglocken aufgestanden. Da ich nun auch nicht mehr schlafen konnte bin ich ebenfalls aufgestanden und mehr oder weniger ohne Frühstück in die Dunkelheit gestartet. Zum Glück hatte ich eine Stirnlampe dabei, welche auch noch aufgeladen war. Mit dieser Art von Frontscheinwerfer war ich perfekt gerüstet die Dunkelheit zu meistern. Was ich allerdings nicht bedacht habe war dass ich nun ein magischer Anziehungspunkt für alle möglichen fliegende Ungeheuer war. Pausenlos versuchten irgendwelche Motten auf meiner Nase zu landen oder eben an meiner Stirn zu zerschellen. Fieberhaft suchte ich nach einer Lösung für dieses unangenehme Problem . Allerdings läuft mein Gehirn um diese Uhrzeit noch im Schlafmodus. So blieb mir einzig und allein der Versuch es mit einer Erhöhung meiner Schrittgeschwindigkeit zu versuchen. Dies brachte tatsächlich eine Verbesserung, den die Fliegerangriffe zischten nun an mir vorbei. Allerdings war ich nun zügig unterwegs und ich war mir nicht sicher ob ich diesen Speed bis zum Tageslicht durchhalten konnte. Was aber weiterhin gemein war, dass war das durchschreiten von Minifliegen Schwärme. Es sah im Licht der Lampe gruselig aus und ich wagte es kaum meinen Mund zum atmen zu öffnen. So ging es also im Eilgang durch die Nacht. 

Nachdem das aufkommende Licht des neuen Tages mir genügend Trittsicherheit gab, nämlich nicht aus versehen auf eine Spanische Hundetrettmine zu stapfen, schaltete ich meinen Scheinwerfer ab. Interessanterweise blieb ich aber irgendwie in dieser höheren Geschwindigkeitstufe hängen und erreichte so bereits um 9 Uhr das zuvor 12.5 km entferne Los Arcos. Jetzt war es Zeit das Frühstück nachzuholen und so steuerte ich zielstrebig auf eine in Google auserwählte Bäckerei mit Café zu. Der bestellte Café, eine spanische Art von Cappuccino war auch lecker, jedoch das süße Stückchen zum ersten mal nicht. Irgendwie viel zu trocken und altbacken. Ich konnte es beim besten Willen einfach nicht hinunterwürgen und somit war mein notwendiger Energiespeicher nur teilweise gefüllt. Daher steuerte ich umgehend einen Tante Emma Laden an und kaufte mir 2 leckere Pfirsiche sowie eiskalte Cola und Fanta um wieder ein leckeres Spezi zu mischen. So aufgeladen mit Energie konnte ich den letzten Teil der heutigen Etappe in Angriff nehmen. In ca. 5.5 km Entfernung war dies zuerst Sansol und dann noch einen Katzensprung weiter in ca. 0.8 km, mein eigentlicher Übernachtungsort Torres del Rio. 

Aber bereits um 9:30 Uhr war es schon gut warm und auch der staubige Weg,  welcher den Weinbauern zum erreichen ihrer Reben dient, machten selbst um diese doch noch frühe Uhrzeit, das vorankommen nicht leicht. Irgendwann bin ich dann trotzdem noch in ganz passablem Zustand in Sansol angekommen. Wobei wie üblich ab erreichen der 15km Wegstrecken Grenze mein Speed immer deutlich einbricht. Da bin ich mal gespannt ob sich diese Grenze irgendwann einmal Richtung 20km verschiebt. Wünschenswert wäre das. In Sansol ist wieder eine dieser „Überlebenstankstellen“, an der man einfach kaum vorbei kommt. Obwohl ich von hier nur noch 0.8km bis zum nächsten Ort, meinem Ziel hatte, kaufte ich mir wieder die Grundkomponenten für ein kaltes und erfrischendes Spezi. Bei diesen Stopps lernt man auch immer wieder neue Menschen kennen. So hat mich ein Engländer ( Lebendgewicht ca. 150kg) gleich als Deutschen identifiziert als ich mir mein Spezi bastelte. Seltsam trinken nur Deutsche Spezi ? Trotz dieses Diskiminierungsversuch ergab sich noch ein nettes Gespräch mit ihm und seiner Frau. Seine Frau hatte bereits 8 Compostela‘s. Alle möglichen Wege ist sie bereits gegangen. Das merkte man auch an ihrer Hightech Ausrüstung. Sie zeigte mir ihren Ultraleichten, außen silbern beschichteten und innen schwarz beschichteten Schirm welcher das Optimum an Sonnenschutz darstellt. Sicherlich spiegelt das Ding bis in den Weltraum und lockt womöglich jetzt Aliens an. Kurz bevor ich wieder losgehen wollte um die letzten 800 Meter zu bewältigen sah mich Heike. Heike ist ja schon seit der ersten Nacht mir immer wieder begegnet. Für sie war der heutige Tag, obwohl sie nur  die 6.5 km von Los Arcos gelaufen war zuviel. Sie läuft ja normalerweise über 20km aber sie war 1 Tag KO, wahrscheinlich durch einen kleinen Hitzschlag. Also es ist nicht ohne bei diesen Temperaturen zu wandern. Somit werde ich meine Strategie, früher aufstehen, in der Kühle Meter zu machen, erstmal weiterführen. Da ich heute mit einem Schnitt von wohl 4.8km/h gut vorangekommenem bin, war ich schon um 11:30 bei meiner Herberge. Einchecken konnte ich um 12 Uhr. Ich habe ein 4 Bett Zimmer, leider ohne Klimaanlage aber dafür mit freiem Eintritt in einen tollen Pool. Aber erst ab 13 Uhr. Ja dieser Camino hat überall seine Regeln. Könnte man grad meinem ein Deutscher wäre hier am Werke gewesen. Die Zeit bis 13 Uhr überbrückte ich halt mit meinen üblichen Duties. Bett beziehen, Wäsche waschen und Duschen. Dann um 13 Uhr stand ich einsprungbereit am Pool. Ich war der einzigste und konnte das kühle frische Nass für mich genießen. Am Pool traf ich dann auch wieder Katharina von Florenz. Ihre beiden Knie schmerzen immer mehr. Sie will morgen nur 10 km gehen. Für sie konnte noch nicht einmal das kühle Poolwasser Linderung verhelfen. Sie wird sich später wieder eispaks auf die Knie legen. Aber trotzdem hatten wir ein schönes Gespräch. Zudem traf ich wieder die Deutsch Französische Familie welche mit 3 Kindern den Camino begeht. Sie waren wie ich schon heute morgen um 5:30 startklar und die 3 Kids konnten es gar nicht erwarten bis es wieder mit dem Wandern losging. In Kürze gibt es das Abendessen mal schauen was es leckeres gibt. Das Abendessen war mit Abstand das beste bislang. Leider vergaß ich es zu fotografieren. Als Vorspeise wählte ich Spargel mit Tomaten in Olivenöl. Der Hauptgang war eine zarte Schweineschulter mit den obligatorischen Pommes. Als Nachtisch gab es für mich kühle und leckere Wassermelone. Dazu einen guten lokalen Rotwein. Bei weitem besser als gestern. Das Ganze mit 3 weiteren netten Menschen kombiniert. Um es kurz zu machen, es war ein toller Tag.

Zusammenfassung zum Thema Wehwehchen und Gesundheit: Die ersten Tag hatte ich immer noch ein wenig schmerzen in meinem rechten Vorfuß. Die sind mittlerweile vollkommen weg. Am linken Fuß habe ich oben am kleinen Zeh eine kleine Blase und Zwischen dem vierten Zeh und dem großen Zeh unten auch eine. Beide habe ich gestern aufgestochen, entleert und desinfiziert. Heute haben beide Blasenreste mich nur ein wenig gepiesackt. Aber zum aushalten. Ich lasse halt nach dem Wandern viel Luft dran. Mal sehen wie das sich entwickelt. Hoffentlich unproblematisch. Mein Rücken kommt auch ganz gut mit dem Wandern und dem Gewicht des Rucksacks klar. Besonders jetzt wo mein Rucksack 2.4 kg leichter ist sollte es keine Probleme mehr geben.

Das Verdauungssystem funktioniert auch wie gewünscht, was mich besonders freut, da ich bei den vielen Frischwasser Quellen so meine Bedenken hatte.

Hier noch die Zusammenfassung der Tages Fotos. Der Streckenverlauf, die heutigen Temperaturen, Bilder zu Beginn der Etappe. Ohne Mond war es stockdunkel. Erinnerte mich an eine Schnitzeljagd aus der Jugendzeit, die Landschaft nach dem Sonnenaufgang, Ankunft in Los Arcos. Erst vor 2 Tagen wurde Stiere durch die Stadt gejagt. Passiert wohl öfters, daher auch die wegschwenkbaren Barrikaden um zu verhindern das die Stiere in die Seitenstraßen abbiegen, Wegeverlauf Karte und Pool in welchem überhitzte Pilger abkühlen konnten. Zu Beginn ich ganz alleine…


Tag 8 / Dienstag 22 August:

Heutige Streckenlänge war 14.3km, Die letzte Übernachtung war in Villatuerta in der Casa Magica. Schöner und einmaliger Platz mit tollem Camino Feeling sowie guten Abendessen. Das Wetter war heiß.

Wir waren nur zu zweit in unserem 5 Bett Zimmer, somit hatte ich eigentlich sehr gut geschlafen und bin gut ausgeruht. Ungewöhnlich spät erst um 7:30 Uhr bin ich dann aufgestanden. Da es kein Frühstück in der Herberge gibt bin ich ohne losgezogen. Da ich aber in Estella, welches nur 2.5-3 km von meiner Herberge entfernt liegt, einige Dinge mit der Post zurück schicken will, passt das. In Estella gibt es eine Post und sicherlich genügend Möglichkeiten ein Frühstück zu bekommen. Tatsächlich richtig relaxt und frohgemut startete ich um 8 Uhr und war um 9:00 in Estella. Der Jakobsweg welcher üblicherweise immer durch die Stadtmitte verläuft macht dies in Estella nicht und führt nur am Stadtrand vorbei. Eigentlich schade, die Stadt ist sehr schön und hat eine bedeutende Kirchengeschichte. Somit kam ich nun in das Vergnügen und war von der Größe der Kirchen und Klostergebäuden beeindruckt. Auf meinem Weg ins Zentrum kam ich an einem kleinen Obstladen vorbei, bei welchem mich die “Weißen Pfirsiche “ sofort anzogen. 2 leckere Pfirsiche wanderten in kurzer Zeit in meinen Rucksack. Ein leckerer Orangensaft beeilte sich damit in meinen Kessel zu gelangen. Nun ein wenig gestärkt und mit einer Wegangabe des Obsthändlers war ich schon in kurzer Zeit bei der Post. Wie ein zeig des Himmels war direkt gegenüber der Post ein Kaffee und Katharina, eine freundliche Italienerin aus Florenz saß da und trank ihren Kaffee. Katharina ist eine starke Frau. Sie hat mehrfache Knieoperationen hinter sich und beim wandern Schmerzen. In jeder Herberge wo sie ankommt braucht sie erstmal zwei Eisbeutel um ihre Knieschmerzen zu lindern. Tough aber für mich nicht nachvollziehbar warum man unter solchen Schmerzen 800km geht. Mal schauen ob ich sie irgendwo wieder treffe. In der Post war innerhalb 15 Minuten alles erledigt und mein Tablett PC samt Zubehör, meine Luftmatratze, mein Jakobsweg Buch, Stützgurt für meinen Rücken sowie noch ein paar Kleinigkeiten in einem kleinen Packet verpackt. Für die 2.4 kg zahlte ich dann 39€. Nicht gerade günstig aber die Dinge weiter mit mir herum zu tragen bringen auch nichts. Nach der Post ging es direkt um über die Straße ins Kaffee. Katharina war in der Zwischenzeit weitergezogen. So ist das überall auf dem Camino Frances. Jeder „Einzelgänger“ hat seinen eigenen Takt. Ich finde das klasse. Man lernt sich kennen, trennt sich, trifft sich vielleicht ein oder mehrfach, doch jeder ( viele) gehen dann ihren eigenen Weg. Das passt mir ganz. Ich kann genau meine Geschwindigkeit für alles haben. Nur eine diktiert mir doch etwas.. die Sonne, sie zwingt mich zum sehr frühen Aufstehen, durch Straßen zu laufen als wäre man ein Dieb. Alle scheinen sonst noch  zu schlafen. Aber scheinbar sollen nächste Woche die Temperaturen purzeln und das ganze wird dann entspannter.  Nach einem kleinen Frühstück, bestehend aus einem süßen Stückchen und einem leckerem Cappuccino ging es gegen 10 Uhr auch für mich wieder auf den Camino. 

Richtig gemütlich, pfeifend und singend bzw. wohl eher brummend wanderte ich immer leicht bergauf durch eine schöne Gegend. Ja es machte gerade wirklich Spaß. Eigentlich in dieser Art, zum ersten mal seit ich den Camino begehe. Dazu beigetragen hat sicherlich nun der etwas leichtere Rucksack, die doch relativ kurze Wegstrecke heute, die kleine frische Brise im Moment und meine beschauliche Geschwindigkeit.     

„Karl der Käfer, lebt nicht mehr, ein Pilger hat ihn platt getretten“

Kurze Zeit später erreichte ich Irache. Irache ist bekannt für seine Bodegas. Es gibt eine welche einen Brunnen eingelassen in die Wand hat aus dem am rechten Hahn frisches Wasser kommt und Rotwein aus dem Linken Hahn. Und das umsonst. Da ich kein Becher dabei habe, musste ich meine Wasserflasche leeren, damit ich ein klein wenig Rotwein probieren konnte. Er war auf jeden Fall trinkbar. Das kühle Wasser erfrischte aber deutlich besser. Hohe Temperaturen, Wein und wandern passen nicht optimal zusammen. Ich mischte mir zwar ein Schorle im Verhältnis 1:10 ( Wein zu Wasser) aber auch das kippte ich schon bald an der nächsten Quelle wieder aus, da es warm zwar besser wie ein georgischer Parkplatz Wein schmeckte, aber nicht besser wie frisches Wasser. Die letzten 4-5 km, weiterhin immer ein wenig bergauf fielen mir trotz hohem Sonnenstand leicht, da wir die meiste Zeit unter Bäumen liefen. Schon verwunderlich und gleichzeitig beeindruckend auf Wegen zu laufen, auf denen bereits seit hunderten Jahre Menschen mit dem gleichen Ziel unterwegs sind. Und ich war nun einer dieser Geschichte. Aber schon bald wurde meine gute Stimmung auf eine harte Probe gestellt. Die letzten 1.5 km Herberge einer Jesus Gläubigen Vereinigung erinnerten mich schnell an den Berg Golgatha ( unklar ob ich das richtig schreibe) in Israel. Mühevoll stapfte ich ohne jeglichen Schatten diesen fiesen,  steilen und sandigen sowie kiesigen Hohlweg zum Tagesziel hoch. Die mich umgebenden Steinmauern gaben mir das Gefühl als wäre ich ein Rollbraten im Backofen. Ich begann irgendwann meine Schritte zu zählen und bei 890 Schritten war ich tatsächlich, abgekämpft und tropfnass im Dorf mit Schatten spendenden Gebäuden angekommen. Schon nach wenigen Metern passierte ich einen kleinen Supermarkt in welchem ich mir ein Fanta und ein Cola kaufte. Dies zu Spezi in meiner Trinkflasche mischte und in nullkommanichts wegzischte. Danach erst checkte in der nur 100 Meter entfernt liegenden Herberge ein. Da es aber immer noch so heiß ist macht duschen erst einmal keinen Sinn. Hank mein temporärer Pilgerfreund war bereits angekommen und wir gingen dann zu unserem Sieg Bier trinken in die nahe liegende Bar. Diesmal aber nur ein Radler. Es ist einfach zu heiß.

Das Abendessen für 12€ war wie üblich ein 3 Gänge Mahl mit Wasser und Rotwein. Die Vospeise Gapachio ( oder so ähnlich) war lecker, das „ indisch angehauchte Curry langweilig im Geschmack. Aber ich hatte ja Hunger, also muss man das so hinnehmen. Meinen Jogurt habe ich weitergegeben. Ist mir bei der Hitze zu heiss. Am gemeinsamen Abend Meditation Treffen habe ich nicht teilgenommen. Diese Jesus Bruderschaft aus den USA ist mir etwas zu seltsam. Danach habe noch meine frisch (selbst) gewaschene Kleidung eingesammelt und meinen Rucksack für morgen vorbereitet.

Hier noch eine Zusammenfassung der Fotos. Restliche Entfernung bis Santiago, Fotos vom Fluss Rio Ega und riesigen Kirchengebäuden auf dem Weg nach Estella, der gratis Wein und Wasserbrunnen in einer Bodega ( Wein Keller) in Irache, eine typische Pilger Tankstelle, Rest Entfernung zu meinem Zielort Villamajor de …., Selbstgemischtes Spezi vom Lebensretter Supermärktle, meine heutige Jesus Vereinigung Herberge und eben die heutige Etappe.

Tag 7 / Montag 21 August:

Wieder ist es eine viel zu kurze Nacht gewesen. Anstelle sich um 22 Uhr an eine Bettruhe zu halten sind eine junge Holländerin und ein Amerikaner gegen 23:30 in unser Zimmer zurück gekommen und haben uns dabei natürlich geweckt. Ich hatte ja eh schon ewig gebraucht bis ich einschlafen konnte. Dafür gab es ein Payback um 5:30 als mein Handy Wecker bimmelte und ich aufstand. Zusammen mit 2 anderen hatten wir abends bereits ausgemacht wir stehen um 5:30 Uhr auf um noch in der Kühle der Nacht, “Meter zu machen”. Die 2 Nachteulen bekamen somit ein wenig zurück das sie uns spät nachts aus den Schlaf gerissen haben. Um 6:15 ging es dann wieder los. Durch das noch schlafende Puente La Reina ging der Weg. Zum Glück hatte hier ein Bäcker schon geöffnet und mit einem Kaffee sowie Croissant war der eh nur geringe Früh morgen Hunger auch schnell gestillt. Da ich heute wieder mit meinem schwerem Rucksack unterwegs war, ging es nicht so zügig wie gestern voran. Trotzdem war mein Anfangsschnitt noch bei 5km/h. Jedoch brach dieser schnell am ersten steilen Anstieg ein. Die Sonne hat sich bereits früh wieder zu uns gesellt und begann mich schon mächtig zu bremsen. Berg hoch mit schwerem Rucksack, bei Temperaturen bereits mit 28 Grad ohne ein Lüftchen und wenig Schlaf seit Tagen ließen mich schon Zweifeln ob ich hier das richtige tue beziehungsweise warum ich mir das antue. Der Funfaktor stellt sich aktuell bei mir noch nicht ein. Auch schmerzen mir die Füße. Zwischen meinen beiden kleinen Zehen an jedem Fuß gibt eine kleine Reibverletzung. Keine Blasen, eher ein Riss der schmerzt. Vielleicht sogar durch die Merino Socken ausgelöst. Mit den Synthetischen Wandersocken hatte ich bislang keine Probleme. Allerdings ist die Situation ja jetzt auch ganz anders. Ich laufe täglich, das war bei meinem Trainingsprogramm halt nicht der Fall. Ich hoffe das bessert sich bald, da dies weiter an meiner Motivation nagt.

Wie auch immer, jetzt im Moment hilft jammern nichts. Daher versuche ich trotz der Wiedrigkeiten die Landschaft welche ich durchwandern darf zu genießen. Mal geht es wieder an einem Bach entlang, dann wieder an Weinfelder und dann wieder durch einen alten Ortskern. Hier trifft man sich auch immer wieder an einer “ Tankstelle “ und genießt eine Pause im Schatten. Dabei ein Blick auf die Wanderapp zeigt das ich mich dem Ziel nähere. Irgendwie sind die letzten 2-4 km immer sehr anstrengend. Man freut sich schon auf das Ende der Anstrengung und trotzdem kommt man eigentlich nur im Schneckentempo diesem Ziel näher. Trotzdem war es heute ein guter Tag und ich war bereits um 12:15 in meiner Herberge, der Villa Magica. Das Gebäude ist ca. 200 Jahre alt, hat einen tollen Gartenbereich, sogar mit einem kleinen Pool. Allerdings war das Wasser darin viel zu warm. 

Nach meinem offiziellen Teil wie Wäsche waschen und meine Füße versorgen ist auch Hank eingetroffen. Er bricht immer ein wenig später auf und “genießt” wohl gerne die Hitze 😎. Nach unserem obligatorischen Zielsieg Bier habe ich erstmal einen Mittagsschlaf gemacht um wieder zu Kräften zu kommen. Das war mal echt notwendig. Bis zum Abendessen haben wir dann noch mit einer Radlerin, welche von Freiburg aufgebrochen ist geredet. Sie kommt je nach Gelände pro Tag zwischen 55 und 100km voran. Ein Blick auf ihren kleinen Sattel ließ mich innerlich erschauern. Nix für mich.

Das Abendessen war lecker. Nachfolgend ein paar Bilder. Nach noch ein wenig Gespräche habe ich mich zum schlafen verabschiedet. Es sollte diesmal eine ruhige Nacht hoffentlich werden. Hank und ich sind alleine im Raum. Er schnarcht ja nicht 👍. Morgen stehen nur 13,5 km auf dem Programm. Zudem will ich in der nächsten Stadt ca 2 kg unbenötigtes Gepäck via DHL nach Hause senden. Das macht meinen Rucksack gleich leichter. 

Gute Nacht 😴 

Hier noch eine Info zu den Bildern: Puente La Reine am frühen Morgen, ich verlasse diese schöne alte Stadt auf einem historischen Weg. Der Streckenverlauf, eine der wichtigen Tankstellen, alleine unterwegs aber doch nicht alleine, wohin nur ? Zum Glück führt mich Komoot bislang sicher, fast am Zielort und nur noch 2,8km, Abendessen mit Vorspeise ( Spargel und gegrillten Paprika) leckeres Olivenöl, WeißBrot, vegetarische Paella ( zu viert mit 2 Vegetarier, da zieht man den kürzeren, war aber trotzdem gut), guten Rotwein und gutes Wasser

Tag 6 / Sonntag 20 August:

Mal wieder ein besonderer Tag mit einem nicht erwartendem Zwischenspiel. Aber immer der Reihe nach. Da es heute 🔥 wird, war es mir gar nicht so unrecht das die ersten Pilger mich bereits um 5 Uhr weckten. So bin ich dann auch um 5:30 Uhr aufgestanden und nach einem selbst zubereitetem Frühstück mit 2 guten Kaffees und leichtem Gepäck um 6:20 Uhr losgelaufen. Pamplona an einem Sonntag früh Morgen ist nicht so ansprechend. Es sah in den Gassen welche ich durchwandern durfte aus wie wenn eine Mega Party statt gefunden hat. Überall Bierflaschen und Bierbüchsen sowie andere Getränkeflaschen. Die letzten Party people waren auch noch unterwegs. Aber es war angenehm ohne Gedränge durch die kleinen Straßen die Altstadt zu verlassen. Danach ging es weiter auf größeren Straßen, unter anderem auch an der Universität vorbei, wieder hinaus aufs Land. Die Sonne war bereits leicht aufgegangen und die ersten 5 km zurück gelegt. Es war sehr angenehm nur mit minimalem Gepäck zu wandern. Ich spürte kein Last auf den Schultern und kam mir sehr leicht vor. Bereits nach den ersten 2 Stunden hatte ich schon fast 10km zurück gelegt. Danach ging es aber nicht mehr ganz so flüssig weiter da der eigentliche Anstieg zum Alto del Perdon zwar nicht lang aber kurz und Knackig war. Schon auf dem Weg nach oben sind mir die vielen Windräder aufgefallen, vor allem weil sich alle drehten. Da war klar da oben wird es ein angenehmes Lüftchen geben. Dem war auch so. Hier konnte ich meine 2 zuvor gekauften Orangen essen und gleichzeitig die Landschaft genießen. Meine Schuhe und Strümpfe habe ich ausgezogen und der Rauch der aus den Schuhen Aufstieg hatte die meisten Fliegen gleich mit vertrieben so das es tatsächlich sehr angenehm war hier an diesem Ort zu verweilen. Ein wenig später kamen dann noch andere bekannte Pilgerfreunde ( von Tag 1 ) an und man sprach noch mit einander. Dann trennten sich wieder unsere Wege. Dank der guten Pause sowie meinem reduziertem Gewicht ging es selbst den steilen Abstieg eigentlich easy und zügig hinunter. Allerdings war es mittlerweile schon gut warm und die Sonne gab ihr bestes sich schnell senkrecht über mich zu stellen und mir mit ihren Strahlen gut einzuheizen. Somit war es enorm wichtig an jedem sich bietendem Wasserstopp auch Flüssigkeit zu sich zu nehmen. Was ich auch machte. Besonders in den ersten Tagen hatte ich noch keine Augen für die angebotenen Wasserstellen aber mittlerweile schon, denn ohne diese, vertrocknete man schneller als man gucken konnte. Viele andere Pilger scheinen aber weiterhin diese Gratis Tankstellen nicht zu sehen oder sie ignorieren diese Möglichkeit und hauen sich dann a den Food Trucks oder Restaurants teueres Zuckerwasser rein. Wie auch immer nach 6,5 Stunden und 5 Stunden reiner Gehzeit kam ich an meinem Ziel der Albergue Jakue an. Nach dem einchecken galt mein erster Blick meinem Rucksack. Er sollte ja bereits hier sein. Aber Ohje, er war es nicht und die Rucksack Transport Firma war schon bereits hier gewesen. Schnell war nach 2 Telefongesprächen klar das Hernandez von der letzten Herberge in Pamplona verpennt hatte die Transportfirma zu benachrichtigen, dass sie meinen Rucksack abholen müssen. Somit wurde er mir dann mit einem Motorrad Kurier nachgeliefert. Die Dame an der Rezeption gab mir dann noch ein Handtuch so dass ich duschen konnte. Ca. 1,5 Stunden später waren mein Rucksack und ich wieder vereint. Puuh. Während meiner Wartezeit stand ein wenig Fußpflege auf dem Programmzettel. Ich habe zwar keine Blase aber zwischen meinen 2 kleinsten Zehen brennt es ein wenig. Frisch gewaschen habe ich die Stelle gut getrocknet, desinfiziert und mit Bepanthen behandelt. Mal schauen wie das verheilt. Sonst habe ich noch keine weiteren Plessuren mir eingehandelt. Ja klar meine Plattfüße sind schon ein wenig gestresst nach 23,5km und mein kleines Hühnerauge nervt auch. Aber sonst habe ich noch Glück gehabt. Andere müssen sich da bereits schon mit ihren Blasen beschäftigen. Mal sehen was hier noch auf mich zukommt. Meine Füße sind ja so eine Belastung überhaupt nicht gewohnt.
Nachdem dann die tägliche Arbeit mit Wäsche waschen ( Socken, Unterhose, T-Shirt und Wanderhose ) und irgendwo auf eine Leine aufhängen erledigt war konnte ich ein wenig mich aufs Ohr legen und Energie zurück gewinnen. Um 17 Uhr kam dann von Hank die Einladung zu einem Belohnungsbier…Ich glaube Alkis nennen das so 😎, wobei wir uns nicht zu dieser Trinkergruppe dazu zählen. Nein, nach einem langen Wandertag bei afrikanischen Temperaturen zischt so ein Bier einfach in null Komma nix weg. Lustig ist das wir immer noch Pilger aus unserer ersten Herberge hier treffen. Somit kann jeder sein erlebtes mitteilen. Hank und ich hatten das Abendessen für 19 Uhr gebucht, was ja für Spanier fast noch als Mittagessen durchgeht. Auf jeden Fall war es zur Abwechslung mal richtig gut. Pasta mit 4 Käsesorten , im Backofen gegarte Hähnchen Keule mit Gemüse und den obligatorischen Pommes ( diesmal aber gut gemacht) und bei mir Wassermelone als Nachtisch. Zum trinken gab es Wasser und recht guten Wein. Aus der Region. Nach dem Essen beende ich nun diesen Tagebuch Eintrag und versuche einzuschlafen. Morgen früh möchte ich zeitig aufstehen, so gegen 5:30 Uhr wieder um vor der großen Hitze bereits ein großes Stück der Wegstrecke hinter mich gebracht zu haben. 18,5 km sollen es sein. Dazu wieder wenig Schatten und einiges auf und ab. Allerdings nur Maximal 310 Meter nach oben und 250 Meter nach unten. Die erwartete Temperaturen von morgen liegt bei 39 Grad mit bereits 35 Grad um 14 Uhr. Da will ich eigentlich schon nicht mehr unterwegs sein…. Gute Nacht 😴 Erklärung der Bilder: Heutiger Routenverlauf, Pamplona um 6:20, Infoschild zur Strecke, Pamplona verlassen und wieder unterwegs in ländlichen Gefilden, Blick hoch zum Gipfel des Berges Pedron.. zum Glück drehen sich die Windräder, Blick vom Gipfel, Bilder auf dem Weg zum Zielort in Puente del Reina…

Tag 5 / Samstag 19 August:

Eigentlich wollte ich ein wenig über das Baskenland und die durchwanderte Landschaft sagen aber die 21km heute bei 30 Grad haben mich so ausgepowert das der heutige Tagebuch Eintrag eher kurz ausfällt. Eigentlich seltsam da die durchwanderte Strecke technisch easy war und auch nicht zu viele Anstiege und Abstiege beinhaltete. Über viele Km ging es zudem auch am Fluss Arag im Wald entlang. Allerdings die letzten 5-6 km saugten einem die Energie aus dem Körper. Mir vor allem das letzte Stück welches über 3.5 km durch die Vorstadt von Pamplona und eben auch durch Pamplona direkt ins Zentrum führte. Einfach nur heiß. An zu wenig trinken kann es eigentlich auch nicht gelegen sein. Bestimmt 3 Liter Flüssigkeit habe ich unterwegs zu mir genommen. Ich denke mal das Hauptproblem lag am schweren Rucksack, dem harten Straßenbelag welcher auf die Knochen geht und eben der Hitze. Morgen wird es dann richtig spannend. Die Strecke verläuft über 23.5 km mit 430 Höhenmeter als Anstiege und 530 als Abstiege. Eigentlich kein großes Ding würde man wohl sagen aber es gibt auf dieser Etappe wohl wenig Schatten und es sind Temperaturen von bis zu 36 Grad angesagt. Auf jeden Fall werde ich diese Strecke ohne meinen schweren Rucksack bewältigen. Ich lasse ihn zur nächsten Herberge schicken. Diesen Service gibt es und er kostet auch nur 6 oder 8 €. Ansonsten haut es mich wohl aus den Latschen…

Kurze Erklärung zu den Bildern. Die heutige Etappe. Ein motivierendes Schild kurz nach dem Start. Ich verlasse Zubiri. Auf dem Weg nach Pamplona. Der Himmel über mir im Schatten bei einer schönen Pause in einem Park 8,5 km vor Pamplona. In Pamplona angekommen. Mein holländischer Pilger Freund Hank. Hier wird Ihnen ( immer) geholfen 😎

Tag 4 / Freitag 18 August:

Die letzte Nacht war ein Alptraum. Kurz vor Bedruhe um 22 Uhr kam noch eine etwas ältere Frau in unser 4er Bett Ecke und belegte das vierte Bett. Ich wusste das mein Pilgerfreund Hank nicht schnarcht und er wusste das ich nicht schnarche. Im dritten Bett war eine junge Australierin wo man auch erwarten konnte das die Nacht ruhig sein sollte. Was aber diese späte Pilgerin veranstaltete war für mich der Horror. Kaum lag sie im Bett schon begann sie in einer Lautstärke zu schnarchen welche mir nicht für möglich schien. Da um 22 Uhr das Licht abgedreht wurde und man “leise” sein sollte kam ich nicht mehr an meine eingeschlossenen Ohrstöpsel. Ich steckte mir meine Finger in die Ohren aber so konnte ich dann auch nicht einschlafen. Irgendwann kam mir die Idee mit Musik einzuschlafen. Zum Glück hatte ich meine Ohrhörer zum Musik hören bereit gelegt. Mit Musik bin ich dann wohl irgendwie gegen 2 Uhr eingeschlafen und das obwohl das geschnarche der Frau sogar durch die Musik zu hören war. Kurz vor 6 bin ich dann wieder aufgewacht da die Australierin ihren Rucksack gepackt hat und schon früh mit der Wanderung gestartet ist. Um 6 Uhr wurden wir alle offiziell durch einen spanischen Mönchsgesang geweckt. Zum Glück war ich da schon wach weil ich wohl sonst gedacht hätte ich bin irgendwie in den Himmel gekommen….

Gleichzeitig wird auch wieder das Licht eingeschaltet und es bleibt einem nichts anderes übrig als aufzustehen. Um 7 Uhr gab es dann Frühstück, für Hank und mich im gleichen Restaurant wie beim Abendessen. Naja unsere Sorgen wurden zum Glück nicht bestätigt. Im Gegensatz zum Abendessen war das Frühstück ganz okay.

Danach um 8 startete ich in meine heutige Etappe. Diese sollte 21.5 km lang sein. Es war um diese Uhrzeit noch angenehm kühl und der Weg führte über mehrere Kilometer auf angenehmem Untergrund durch den Wald. Danach ging es aber bereits den ersten Berg hinauf. Auch die Sonne hat sich mittlerweile zu uns gesellt und schnell heizte sie uns fleißig ein. In den Wald freien Passagen war es ohne Kopfbedeckung nicht ideal. Zumindest für mich. Trotzdem kam ich eigentlich gut voran und nachdem ich die Hälfte der Strecke gegangen war legte ich auf einem Bänkle eine Pause von 30 Minuten ein. Dabei durften auch meine Füße frische Luft schnuppern und die Stiefel 🥾 ausatmen. Danach ging es erholt weiter. Im letzten Drittel standen nochmals mehrere Auf und Ab auf dem Programm. Das ging eigentlich auch noch ganz ok. Allerdings die letzten 4.5 km waren dann wieder eine richtige Spaßbremse. Aber der Reihe nach. Meine Komoot App sagte mir es sind noch 4,3 km und ein Camino Schild bestätigte dass es noch 4,3 km nach Zurbiri sind. Da es zudem abwärts ging meinte ich in 1 Stunde an meiner geplanten Herberge zu sein. Weit gefehlt. Der Weg nach unten entpuppte sich als eine steile, steinige mit losen Felsen sowie Quer verlaufende Felsschichten. Nachdem 1 Stunde vorbei waren hatte ich gerade so 2,5 km zurück gelegt und meine Kräfte ließen auch nach. Also musste ich erstmal eine Pause einlegen bevor ich weiter gehen konnte. Das gute war, nicht nur mir ging es so, sondern auch vielen anderen Pilgern. Man musste sehr vorsichtig und trotzdem flüssig gehen um voran zu kommen. Auf jeden Fall sind bis zu meiner Ankunft aus 1 Stunde dann 2 Stunden geworden und meine Beine fühlten sich ein wenig wie Wackelpudding an. Ausgepowert habe ich mich angemeldet und nach der Anmeldung in der Herberge gleich in 5 Sekunden eine Cola weggezischt. Danach ging es mir schon mal besser. Nach der Cola fand noch ein 1/2 Liter Wasser seinen Weg in meinen Tank und meine Körperfunktionen arbeiteten wieder nahezu so wie ich sie auch mit ihren Stärken und Schwächen kenne. Vollends gut ging es mir nach einer erfrischenden Dusche einem kühlem Bier.

Danach ließ ich noch meine Wäsche für 4€ waschen und bei 35 Grad Außentemperatur war die dann auch schnell getrocknet. Soll mir nochmals einer sagen auf dem Camino hat man genug Zeit um sich über Gott und die Welt Gedanken zu machen…. ich kann nur sagen bislang eher nicht, da dies ohne sich auf den Weg zu konzentrieren, doch eher dumm ausgehen könnte.

Nach all diesen täglichen organisatorischen Arbeiten war endlich Schicht im Schacht und der angenehme Teil konnte beginnen. Ich traf mich mit alten und neuen Camino Freunden und gemeinsam hatten wir ein Abendessen. Wobei ich zuvor Vesperte. Auf das Pilgermenü hatte ich keine Lust mehr.

Mal schauen wie die Nacht wird. Wahrscheinlich werde ich wieder mit Musik einschlafen müssen.

Bei den nach nachfolgenden Bildern sind 2 Komoot Screenshots mit reingerutscht. Die gehören nicht wirklich dazu, aber ich bekomme sie nicht aus der Galerie heraus gelöscht…

Tag 3 / Donnerstag 17 August:

Dies war der heutige Wegverlauf. Alles überhaupt kein Problem. es ging 650 nach oben und 550 nach unten.

Die Nacht in der tollen und empfehlenswerten Herberge Burda war weniger entspannt als die Nacht zuvor alleine in meinem Hotel. Aber auch genau dafür macht man ja diese Pilgerfahrt. Man lernt viele Menschen kennen verbringt einen schönen Abend zusammen und kommt dann auch in den Genuss gemeinsam die Nacht zu verbringen. Da nicht nur ich den Entschluss getroffen hatte die erste Etappe zu splitten sonder auch etliche andere Pilger auch trafen wir uns in dieser Herberge. Dazu muss man sagen das viele junge Menschen die Strecke nicht gesplittet haben, sondern direkt bis Roncevalles durchgelaufen sind. So und was bedeutet dies ? Ganz einfach , der Altersdurchschnitt war nicht 30 sondern eher 60…und in diesem Alter schreit die Blase nachts nach einer Entlastung 😂. Ich gehörte da zwar nicht dazu aber gegen 3 Uhr morgens ging es in der Herberge wie auf dem Volksfest zu und auch ich war dann wach. Dies ging so 30 Minuten. Ich fand aber fast nicht mehr in meinen Schlaf. Auch schon das einschlafen gegen 22 Uhr erfordert noch mehr Training. Die Sägegeräusche meines Bettnachbarn konnte ich mit meinen 2 getrunkenen Rotwein Viertele nicht unterdrücken. Somit dauerte es eine ganze Weile bis ich ins Land der Träume abdriften konnte…aber eben nur bis gegen 2:30 Uhr. Da aber mein Schlaf tags zuvor gut war, bin ich trotzdem am Morgen fit wie ein Turnschuh aufgestanden. Um 7 Uhr gab es ein leckeres vielseitiges Frühstück und ausgerüstet mit einem Lunchpaket ging es um 8 Uhr los. Die ersten Kilometer ähnelten sehr den letzten von gestern. Eine Dichte Waschküche umgab mich und versteckte die tolle Pyrenäen Landschaft vor mir. Doch so nach 1,5 km konnte man die Sonne durchscheinen sehen und mit jedem Schritt bergauf wurde es schöner und schöner. Dazu gesellte sich noch ein relativ starker Wind welcher natürlich von vorne und nicht von hinten kam, aber er kühlte auch gleichzeitig so das man ohne schwitzen ganz relaxed sich immer weiter auf der Straße und auch auf Bergwanderwegen die Pyrenäen hochschrauben konnte. Immer wieder stoppte ich und genoss die herrliche Ausblicke auf die zu Füßen liegende Wolken bedeckte Bergwelt. Fast auf den Punkt genau erreichte ich um 12 Uhr den höchsten Punkt dieser Etappe, 1420 Meter. Von hier ab sollte es nur noch bergab gehen. Aber zuerst stand eine gute Brotzeit mit bekannten Pilgern aus der letzten Herberge an. Wie verabredet trafen sich einige zur selben Zeit an diesem besonderen Ort. Gemeinsam wurde in Englisch geratscht und gelacht. Um 12:30 ging ich dann weiter, nur noch bergab. Es war wieder ein schöner Weg, zumal wir mittlerweile in Spanien waren und die Sonne sich immer mehr von ihrer besten Seite zeigte. Somit war nun es auch an der Zeit meinen Hut aufzuziehen bevor mir die Sonne ein Loch in meine Fleischmütze brennt. Auf dem Weg weiter bergab zeigte sich meine gute Vorbereitung und Planung auch mit der Wander App Komoot. Während die meisten Pilger der langweiligen Straße bergab folgten führte mich Komoot auf dem alten Camino Frances über Naturwege und herrliche Wälder ins Tal zum Kloster Roncevalles. Auf diesem schönen Weg überholte ich auch Pilgerfreunde welche ganz erstaunt fragten wo ich an ihnen vorbeigeflogen bin. 😂. Gegen 14:30 traf ich dann in dem Kloster ein und nach der eincheck Prozedur mit Zuweisung meines Schlafplatzes ging es direkt zum duschen. Mein Schlafplatz Nachbar ( nicht der Holzsägen) ist Hank aus Holland. Wir 2 verstehen uns prima und haben uns auch immer wieder auf der Wanderweg getroffen. Heute Abend werden wir auch gemeinsam zu Abend essen. Das bereits mit gebuchte Abendessen wird zum Glück nicht im Kloster eingenommen sondern ist auf die 3 lokalen Restaurants verteilt. Da das Kloster für die Pilger von Holländischen Freiwilligen Helfern organisiert wird war es für Hank einfach dafür zu sorgen das wir gemeinsam im besten Restaurant zu Abend essen können. Genau so verhält es sich mit dem Frühstück morgen. 

Nachdem ich mich gewaschen hatte war noch meine Kleidung dran gewaschen zu werden. Insbesondere für die Socken war das ganz wichtig 🤪. Hier in diesem Kloster ist das alles top organisiert und direkt neben dem Waschraum sind im freien auch Wäscheständer. Während ich diese Zeilen schreibe sollte meine Unterwäsche, Socken und T-Shirt schon trocken sein. In Kürze gehts zum Abendessen. Danach berichte ich noch kurz vom Abendessen und beende den heutigen Tagebuch Eintrag.

Zum Abendessen gibt es nicht viel zu sagen. Die Lauwarme Suppe war ok. Die Nudeln danach langweilig und dann gab es noch die Auswahl zwischen gebratenen Fisch mit Pommes oder ein Stück Gummi Adler mit Pommes. Ich hatte den Flieger. War sehr grenzwertig. Ab jetzt werde ich kein Abendessen mehr mit bestellen. Achso der lokale Wein war lecker aber außer mir trank ihn kaum einer. Alles trockene Alkoholiker…..und das Nachtisch Eis aus dem Becher war auch 👍. Danach war ich noch in der Pilger Messe . Es war sehr schön aber leider habe kein Wort außer Amen verstanden. Zum Schluss wurden alle Pilger noch gesegnet. Ich glaube jetzt bin ich tatsächlich ein richtiger Pilger. Abschließend habe ich danach noch meine zu 90% trockene Kleidung eingesammelt und an mein Kopfende in mein Etagenbett gehängt. Schlaf heute zur Abwechslung mal im ersten Stock…so und jetzt Gute Nacht 😴

Nachfolgend ein paar Fotos des Tages. Nachdem wir durch die Wolken kamen. Hoch zum höchsten Punkt dieser Etappe. Wie die Schafe auf dem gleichen Weg. Über die Grenze von Frankreich nach Spanien. Den ersten Blick auf unser heutiges Ziel, das Kloster in Roncevalles. Das Kloster von außen. Ausblick auf die noch zu gehende Strecke ……


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Tag 2 / Mittwoch 16 August:

Um 7 Uhr bin ich heute nach einem doch ganz guten Schlaf gemütlich aufgestanden und dann erstmal zum Bäcker gegangen. Dort habe mir 2 Croissant und ein süßes Stückchen gekauft. Die Croissants für unterwegs und das süße Stückchen fürs Frühstück. Ich glaube die meisten würden es anders herum machen 😂. Hin und zurück hatte ich somit auch bereits den ersten Kilometer gelaufen. Kurz nach 9 Uhr startete ich in meinen ersten tatsächlichen Wandertag. Direkt an meinem Hotel in Saint Jean konnte ich in den Camino Frances einsteigen. Gerade mal 9.5 km sollten es heute mit ca. 720 Höhenmeter werden. Eigentlich genau richtig für den ersten Tag. Irgendwann gegen 9 Uhr bin ich dann gemütlich losgegangen. Etwas Schade war dass die Pyrenäen total in Wolken gehüllt sind. Somit komme ich mir mit jedem weiteren Höhenmeter mehr und mehr vor wie wenn ich in eine Waschküche geraden bin. Aber vielleicht wird das noch besser. Zudem ist es auch Sau Schwül und mein T-Shirt klebt mir bereits nach kurzer Zeit auf der Haut. Zum Glück ist es aber nicht kalt. 

Mehrere Pausen habe ich auf meinem Weg eingelegt, ansonsten wäre ich wohl schon um 11 Uhr am Ziel angekommen.

Trotzdem war ich schon um 12:30 Uhr in der Herberge. 

Insgesamt muss ich sagen es war weniger anstrengend  als ich gedacht habe. Was mich ein bisschen eingebremst war mein mit 11kg doch recht schwerer Rucksack. Die 11 kg Folgen der Schwerkraft und ziehen ein schon ein wenig nach unten. Aber sicherlich werde ich mich auch daran schon bald gewöhnt haben. Meine Füße haben den heutigen Tag ohne irgendwelche Probleme überstanden. Überraschend war wieder von woher die ganzen Pilger kommen. Tasmanien, Kanada, Holland, Deutschland, Frankreich…

In der Herberge Borda hatte ich einen wunderschönen Nachmittag und Abend. Viele nette Menschen haben mit mir zusammen den Abend verbracht. Der Herrbergsvater war klasse und hat uns neben einem leckeren Abendessen auch noch viele Tipps für die nächsten Tage gegeben. Alles in allem ein toller Start in den Camino Frances. Außer dem nebligen Wetter hinter dem sich wohl eine wunderschöne Pyrenäen Landschaft versteckt….


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Tag 1 / Dienstag 15 August:

2 Minuten vor dem Wecker um 4:28 bin ich aufgewacht. Mein Schlaf war nicht optimal. Wahrscheinlich die Aufregung auf das Unbekannte was mich ab jetzt erwartet. Das Frühstück hat sich auf einen Kaba und einen Joghurt beschränkt. Ist nicht wirklich meine Uhrzeit zum Frühstücken. Mein bester Freund Gerhard hat mich um 5:30 Uhr pünktlich abgeholt und nach sehr sehr langer Zeit sind wir wieder gemeinsam nach Stuttgart gefahren. Der Bahnhof in Stuttgart wird aktuell kpl. Umgemodelt und ich durfte auf dem Weg zum Gleis 9 bereits den Kilometer 1 dieser Reise zurück legen. Komisch der Rucksack fühlt sich richtig schwer an…

Pünktlich fährt der TGV um 6:52 ab. In Straßburg verlieren wir 15 Minuten da es einen Notfall irgendwo im Zug gibt. Mit maximal 320 km/h geht es dann aber von Straßburg aus zügig nach Paris. Im Zugbistro konnte ich bereits das Metro Ticket für den notwendigen Bahnhof Wechsel kaufen. Ich bin in Paris Ost angekommen. Vom Bahnhof Paris Ost (Est) musste  ich dann aber zum Bahnhof Montparnasse wechseln. Von dort fahren die Schnellzüge an die Atlantikküste. Um die Bahnhöfe zu wechseln nimmt man am besten die Metro Linie 4. Alles ist vorbildlich beschrieben und nach einer kurzen Gehzeit ist man an der Metro Nr. 4 in Richtung Bagneux angekommen. Die Metro kommt alle paar Minuten und die Fahrt dauert ca. 15 Minuten. Am 13‘ Halt in Montparnasse steigt man aus und folgt durch die unterirdischen Gänge dem Schild Grand Lignes/  Trains zum Gare ( Bahnhof) Montparnasse. Dort fahren die TGV von Halle 1 ab. Meist an den Gleisen 1-9.

Ich bin am Gleis 8 pünktlich abgefahren.

Mit diesmal „nur“ 300km/h ging es in 4 Stunden nach Bayonne. Von hier ab geht es mit einem Regionalzug und ca. einer Stunde Fahrtzeit zum Ziel dem Bahnhof Saint Jean de Pied de Port.

Wiederum pünktlich geht es um 18:20 Uhr weiter. Die französischen Züge begeistern mich mit ihrer Pünktlichkeit doch ziemlich. In dem Regionalzug von Bayonne nach Saint Jean de Pied de Port merkt man nun tatsächlich wohin die Reise geht. Bislang war ich so ziemlich der einzigste Pilger in den 2 Großraum Abteilen der Züge welche ich nach Paris und Bayonne genommen hatte. Jetzt aber füllt sich der Zug immer mehr mit Pilgern und man sieht bei manchen bereits das strahlen und die Freude in den Augen. Auch bekomme ich mit, dass die Pilger aus der ganzen Welt kommen. Ein älteres Paar aus den USA, ein anderer aus Irland usw… Ich strahle gerade aber etwas weniger, da ich doch recht müde von der langen Reise und dem zeitigen Aufstehen bin. Aber nichts desto trotz freue ich mich schon auf morgen wenn ich die erste Etappe laufen darf.

Nachdem ich in Saint Jean Pied de Port angekommen bin war ich überrascht was hier unter der Woche los ist…aber die Franzosen feiern heute einen Feiertag und alle Läden sind geschlossen sowie alle Restaurants übervoll. Zum Glück habe ich noch 2 paar Landjäger dabei 😎. Zuvor war ich noch im Pilgerbüro und habe mir noch meinen ersten Stempel in den Pilger Ausweis geben lassen. Jetzt bin ich ein offizieller Pilger. So nachdem ich diese letzten Zeilen geschrieben und hochgeladen habe ist Feierabend.

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Vorbereitung : Mein Rucksack und sein Inhalt. Ohne Trinkwasser liegt sein Gewicht knapp unter 10 kg. Ich habe zwar versucht 9 kg zu erreichen aber dies nicht geschaft. Ich kann aktuell auf nicht noch mehr verzichten. Vielleicht ändert sich das aber unterwegs 😁. Neben Wechselkleidung, Regenschutz und Trekking Sandalen habe ich doch noch jede Menge andere Dinge dabei. Angefangen bei einem Erste Hilfe Set, Tablet PC, Ladegeräte, Ersatz Brille und …… Irgendwie brauche ich das wohl alles auch…

Mal schauen was nicht benötigt wird..
Ganz schön voll….

Die täglichen Wanderrouten habe ich mit der Wandersoftware Komoot komplett über die ganze Strecke des Camino Frances von Saint-Jean-Pied-de-Port bis nach Santiago de Compostela vorgeplant. – Es sind fast 800km Strecke, welche ich zu Fuß zurück legen will – Durch diese vorbereiteten täglichen Etappen sollte ich mich eigentlich nicht verlaufen und gleichzeitig sehe ich auch wieviel km ich am jeweiligen Tag zurückgelegt habe. Die gegangen Etappen werde ich als „öffentlich“ in Komoot hochladen. Wer möchte kann sie anschauen. Wichtig war bei meiner Etappen Planung, dass ich mich nicht überfordere. „Ich bin dann zwar mal weg… aber ich bin ja nicht auf der Flucht“ 😊. Zudem möchte ich auch Land und Leute kennen lernen und nicht einfach nur durch die Gegend hetzen. Ebenfalls muss ich auch auf meine Füße achtgeben, dass ich mir keine Blasen etc. einhandle. Somit habe ich auch Zeit für genügend Pausen. Die meisten täglichen Etappen liegen im Schnitt bei 20km. Es gibt aber auch eine kurze Etappe von gerade einmal 9km wie auch eine längere von 26km. Entscheidend war dabei immer die Weg Führung. Beim Überwinden von Bergen ging die Etappenlänge analog zu den Höhenmeter nach unten. Die 9km Etappe ist gleich meine Etappe 1 wo es mit 950 Höhenmeter auf die Pyrenäen hochgeht. Diese erste Route ist eigentlich 25 km lang mit 1350 Höhenmetern hoch und wieder 600 Höhenmetern steil runter. Das war mir für Tag 1 doch ein wenig Zuviel somit habe ich diese Etappe gesplittet.

Als Vorbereitung für die täglich zu gehenden Etappen bin ich im Vorfeld ca. 170km gewandert. Dabei habe ich auch gleich meine neuen Wanderschuhe eingelaufen. Ich habe dabei Etappen von bis zu 29km wie auch Bergetappen mit bis zu 900 Höhenmeter gewandert. Alles ohne Blasen an den Füßen. Ich hoffe das bleibt auch so während meiner Pilgertour.

Meine Übernachtungen habe ich auch vollständig vorab reserviert. Somit kann ich ganz entspannt wandern und muss mir nicht Gedanken machen ob eine Herberge bereits ausgebucht ist. Dies gibt mir insgesamt mehr Zeit am Morgen zum losgehen und auch während der Wanderung, wenn es zum Beispiel zwischendurch mal regnet. Booking ist hier wirklich ganz praktisch und deckt ein großes Angebot von Herbergen auf dem Camino Frances ab. Mal schauen ob das so von mir geplante auch umzusetzen ist. Während der Wanderung werde ich sowohl in privaten wie auch kirchlichen Pilgerherbergen übernachten. Oft in Mehrbett Räumen mit anderen Pilgern zusammen. Das wird bestimmt eine Erfahrung werden. Ich habe mir aber auch regelmäßig ein eigenes Zimmer gebucht. Somit werde ich das echte Pilgerleben erfahren können aber auch immer wieder die Ruhe eines eigenen Zimmers haben. Ich werde auf jeden Fall von meinen täglichen Erlebnissen hier im Tagebuch berichten.